Training Down Under: Das Erfolgsrezept der Australier
Marion Pyrlik / tri2b.com 2006

Über die Unterschiede im Training der Australier im Vergleich zu den Europäern wird viel spekuliert. Warum bringen sie Jahr für Jahr eine so hohe Anzahl erfolgreicher Kurzstreckentriathleten hervor, scheinbar uneinholbar für andere Nationen? Sind es lediglich die konstant warmen Wetterbedingungen, die in weiten Teilen des Landes herrschen? Wir haben Trainer und Athleten an der Gold Coast, Australiens Triathlonhochburg befragt und versucht, den Ursachen auf den Grund zu gehen.

Maik Petzold verbrachte den zweiten Winter an der Gold Coast und sagt: "Natürlich machen die konstanten Temperaturen um 30 Grad es leichter, insbesondere lange und harte Einheiten zu trainieren. Durch den frühen Beginn um 5.00 Uhr ist der Trainingstag entspannter, weil man längere Pausen zwischen den Einheiten machen kann. Das Schwimmen im Freiwasserpool macht einfach mehr Spaß und man wird mitgezogen von der allgemeinen Schwimmbegeisterung der Australier".

Die Australier werden im Wasser groß
Schwimmen ist Nationalsportart der Aussies. Bereits früh morgens sind die Pools gefüllt mit Sportbegeisterten im Alter zwischen 8 und 80 Jahren. Hierin liegt wohl auch dei Schwimmstärke der Triathleten aus Down Under begründet. "Kinder lernen hier im Alter von 5 Monaten schwimmen, mit drei Jahren schwimmen sie bereits in allen Lagen", so Chris Lang, einer der zahlreichen Fulltime Schwimmtrainer am Southport Aquatic Center. Über die Inhalte der Schwimmsessions der Triathleten sagt er: "Auch die Topathleten schwimmen nicht häufiger als fünf Mal pro Woche. Die Einheiten haben aber durchschnittlich einen Umfang von 5-6 Kilometern. In unserem Training legen wir einen Schwerpunkt auf Kraft und Ausdauer. Das heißt in jeder Einheit wird mit Paddles und Band trainiert (Das ist ein Gummiband, welches um die Fußgelenke befestigt wird, um den Wasserwiderstand zu erhöhen, da die Wasserlage durch die absinkenden Beine extrem verschlechtert wird). Fast das komplette Training wird im hohen Ausdauertempo (im Bereich von 3mmol Laktat) und mit relativ kurzen Pausen absolviert. Sprints über 12-50 Meter kommen nicht in jedem Training vor und werden vermehrt vor den Wettkämpfen geschwommen. Technik wird vornehmlich in der Aufbauphase im Winter trainiert, dann im Laufe des Jahres eher vernachlässigt.

Schwimmen: Kraftausdauer im Mittelpunkt
Bill Davoren, australischer Triathlonnationaltrainer und u.a. Coach vom mehrfachen Weltcupsieger Brad Kahlefeldt, fügt hinzu:" Wir haben drei harte Schwimmeinheiten pro Woche. Eine Ausdauereinheit mit z.B. 4x 800 Metern im Hauptprogramm; eine Krafteinheit mit z.B. 20x 100 Metern Paddles und 10x 100 m Paddels und Band und eine Schnelligkeitseinheit mit z.B. 10x 100 m (Pause 30 sec.) oder 3x 200 maximal auf 3:15 min und , 4x 100 m maximal auf 1:40 min.).

Gelaufen wird bei den australischen Spitzentriathleten achtmal pro Woche. Die harten Kerneinheiten sind: Jeweils morgens acht lockere Kilometer. Dann entweder:
Bahntraining: z.B. 15x 400 m auf 3 min.
Bergsprints: z.B. 4x 1,5 km mit 10 min Pause.
Oder am Morgen 18-20 km im lockeren Tempo. Am Mittag folgen dann nochmals 8-10 km als Fahrtspiel.

Rad: Kurze Rennen für die Schnelligkeit
Radgefahren wird hingegen nur viermal pro Woche: Inhalte sind 100-120 km im Grundlagentempo; 80 km mit Intervallen, wie z.B. 4x10 min. oder 3x 20 min. mit intensiverer Belastung. Wettkampfnahes Training wird oft in Kriteriumsrennen (meist um die 40 km) absolviert. Davorens Athleten bestreiten über das Jahr 12 bis 14 Rennen. Das Trainingsjahr wird bedingt durch die europäische Sommersaison, in der viele Australier zu Renneinsätzen auf den alten Kontinent kommen, in zwei Phasen unterteilt: Januar bis Mai und August/September, was zur Folge hat, dass insbesondere die zweite Aufbauphase stark verkürzt ist.


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