Thorpe und Hackett MPEG-4-Video Die Frage nach dem Wassergefühl Annette Gasper / tri2b.com 2006

Ein Radfahrer hat einmal zu mir gesagt: „Wasser ist nass, das fühle ich auch. Aber was ist eigentlich das dubiose Wassergefühl, von dem alle immer reden?“ Kommt dir diese Aussage bekannt vor? Gut, denn es ist alles eigentlich ganz einfach, wenn man weiß wie es geht. Also packen wir es an.

Das Wasser bietet uns im Gegensatz zur Luft einen viel höheren Widerstand. Diese Eigenschaft ermöglicht es uns erst, im Wasser voran zu kommen. Denn wir nutzen den Wasserwiderstand, um uns davon abzudrücken und Antrieb zu erzeugen. Gleichzeitig bremst uns der Wasserwiderstand und macht uns langsam. Verflixt, Antrieb und Widerstand sind demnach von den gleichen Faktoren abhängig. Man kann also nicht einfach den Antrieb erhöhen und den Widerstand reduzieren. Was nun?

Mit Übungen das Wassergefühl schulen
Durch eine Vielzahl an unterschiedlichen Übungen kann man das Wassergefühl verbessern und trainieren. Je mehr man den Widerstand des Wassers spüren kann, desto besser kann man ihn nutzen, um ihn in Vortrieb zu verwandeln.

Es geht da primär erst einmal darum, den Widerstand des Wassers zu erfahren und zu spüren. Hier einmal ganz einfache Übungen: Kraulschwimmen mit der Faust, mit gespreizten Fingern und einmal mit geschlossenen Augen. Schon wird man einen deutlichen Unterschied merken und der Wasserwiderstand wird viel bewusster. Eine andere Übung zur Schulung des Wassergefühls ist das Badewanneschwimmen. Man liegt auf dem Wasser, Füße voraus (als ob man in einer Badewanne sitzt) und paddelt mit den Händen. Oder auch das Hundekraulen. Man bewegt sich wie ein Hund (paddelt mit den Vorderpfoten, Kopf über Wasser) durch das Wasser. Oder Kraul-Armzug komplett unter Wasser, also auch die Rückholphase unter Wasser machen. Dabei wird einem sehr bewusst, wo viel Druck und wo wenig Druck vorhanden ist. Eine weitere gute Übung ist der Scheibenwischer. Man liegt flach auf dem Wasser und bewegt die Arme quer zu Schwimmrichtung, wie ein Scheibenwischer. Diese Übung lässt sich auch in den normalen Armzug einbauen. Eintauchen, Zugphase, einmal Scheiben wischen und dann Druckphase.

Im Schwimmtraining ist es sinnvoll, immer wieder einmal eingefahrene Bewegungsmuster aufzubrechen. Dies lässt sich sehr gut mit den Gegensatzerfahrungen realisieren. Versuche mal Kraul rückwärts zu schwimmen. Dabei lernt man sehr viel über die Bewegung, wie komme ich vorwärts. Versuche auch mal einen Technikfehler, den man kennt, zu übertreiben. Schwimme beispielsweise mal mit komplett gestreckten Armen wie eine Windmühle, um dann im Anschluss wieder eine Bahn mit guter Technik die Übung abzuschließen.

                 

Ausprobieren, Verändern und Kombinieren
Gute koordinative Übungen sind auch das Schwimmen mit Hühnerflügeln. Das heißt, die Daumen unter die Achseln; jetzt haben wir Hühnerflügel und damit machen wir den Kraul Armzug. Im Anschluss eine Bahn normal Kraul Schwimmen. Es geht darum, sich die Bewegung in der Gesamtheit (Wasserlagen, Stabilisierung, Vortrieb erzeugen, Widerstand reduzieren und Atmen) bewusst zu machen und dann das Gelernte in das normale Schwimmen zu übertragen. Ganz einfache Übungen sind auch Variationen des Beinschlages. Probiere mal folgende Variation: kleine Amplitude und große Amplitude, geringe Schlagfrequenz und hohe Schlagfrequenz.

Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt, ausprobieren, verändern und kombinieren sind die Schlüsselwörter in diesem Bereich des Techniktrainings. Um ein besseres Gefühl für den Wasserwiderstand zu bekommen, kann man auch einfach einmal mit einer Surfshorts und T-Shirt schwimmen, oder mit engen Socken.

Alle diese Hinweise beziehen sich auf die allgemeine Verbesserung der Koordination. Dazu gehören auch Kombinationsübungen, wie beispielsweise Kraul Arme mit Delfin Beinbewegung, oder Brust Arme mit Kraul Beinbewegung. Es gibt für jeden Technikfehler natürlich auch gezielte Übungen. Hierzu ist es hilfreich, einen Trainer zu befragen, oder sich selbst auf Video zu sehen. Dann stellt sich unter anderem die Frage: Was ist der Grund dafür, dass der Arm zu Beginn der Zugphase absinkt? Ist es die Kopfposition, ist es der Arm an sich oder ist es die Atmung? Je nach Ursache kann dann mit einer gezielten Übung das Problem beseitigt werden.


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