Wie kommt
das Fahrrad in den Radkoffer? H. E. 02/2011
Als Triathlet
ist es irgendwann soweit. Mit dem eigenen Rennboliden soll es ins Trainingslager
oder zu einem Wettkampf mit dem Flugzeug gehen. Das Rennrad muss in einen
Radkoffer oder Radbag verpackt werden.
Fürs
Frühjahrstrainingslager empfiehlt es sich, nicht unbedingt den
neuesten Hightech-Laufradsatz mitzunehmen, sondern auf einen unempfindlichen
einfacheren Trainingslaufradsatz zurückzugreifen.
Ersatzteile:
Trotz des Leichtbaus ist das heutige Radmaterial wesentlich unempfindlicher
gegen Pannen. Am häufigsten kommen neben dem normalen Plattfuß
verbogene Ausfallenden (bei Stürzen) vor. Speichenbrüche kamen
früher bei den klassisch eingespeichten Läufrädern wesentlich
häufiger vor, als heute bei den weit verbreiteten Systemlaufrädern.
Im Zweifel sollten aber sehr spezielle Speichen und Ersatzteile selbst
mitgeführt werden.
Transportschäden:
Bei der Menge der Flüge kommen Transportschäden trotz der leichtgewichtigen
und empfindlichen Carbonrahmen eigentlich sehr selten vor. Oft resultieren
Beschädigungen am Rahmen aus Unachtsamkeit beim Verpacken. Ein Klassiker
ist das Laufrad, das im Koffer verrutscht und mit der nicht abgepolsterten
Nabe den Rahmen zerkratzt. Softbags werden von den Airline-Mitarbeitern
oft vorsichtiger behandelt als Hardcase-Koffer!
Security-Check
bei USA-Reisen:
Gefährlich wird’s fürs Rad bei USA-Reisen, wenn ein TSA-Security-Check
durchgeführt wird. Ist der Koffer abgesperrt, dann wird dieser sogar
aufgebrochen. Die Sicherheitsmitarbeiter legen die Teile nach der Inspizierung
oft nur irgendwie wieder zurück in den Koffer. Hier gilt es den Koffer
vorab möglichst übersichtlich zu packen.
Versicherung:
Teures Sportgepäck, wie Hightech-Triathlonräder, wird bei Verlust
oder Beschädigung durch die Fluggesellschaften nur zu einem geringen
Teil ersetzt. Der maximale Erstattungsbetrag beträgt derzeit ca.
1.200 Euro. Das Risiko kann mit einer speziellen Sportgeräte-Versicherung
(Anbieter: Europäische Reiseversicherung) abgesichert werden.
Wie schütze
ich mein teures Bike auf Reisen? von Alex Dierig /
3athlon 2004
Wie schütze
ich meinen Hightech Renner auf Reisen?
Das Trainingslager naht. Schnell noch die Rennmaschine aufrüsten
für die kommende Saison.
Die Sitzposition ist optimal, die Schaltung korrekt eingestellt. Alles
scheint perfekt zu sein.
Doch die
große Frage bleibt:
Wie schütze ich mein Bike im Flugzeug?
Zerkratzter Lack oder gar Beulen, abgebrochenes Schaltwerk oder verbogener
Lenker. Alles das ist keine Seltenheit bei Flugreisen. Dies habe ich schon
oft miterlebt.
Erst beim letzten Trainingslager auf Mallorca wurde mein Radkoffer stark
beschädigt. Die Rollen waren abgerissen, die harte Kunststoffschale
gebrochen. Aber der Inhalt, meine gute Rennmaschine, war unbeschädigt.
Und der Radkoffer wurde mir fast komplett durch die Fluggesellschaft ersetzt.
Aber
was tun, wenn man keine 200,- bis 350,- Euro für einen Radkoffer
ausgeben möchte/kann?
Leihen ist immer eine gute Sache, aber man kann sich auch einen sicheren
Radkoffer aus Pappkartons basteln. Die Pappkisten
gibt es in jedem guten Radgeschäft umsonst. Ein Karton reicht, aber
wer ganz sicher gehen will, stellt noch eine zweite Kiste in die Box und
erreicht so eine doppelte Wandstärke.
Worauf muss
man achten?
Generell übernimmt die Fluggesellschaft keine Haftung für den
Transport von Rädern, die nicht ausreichend geschützt sind.
Das heißt, Kartons, Koffer oder Taschen sind Pflicht, bei dem, der
sein Rad lieb hat. In der Regel kommen Räder auch an, wenn der Rahmen
mit Schaumstoff Isolierrohr gepolstert wird, der Lenker um 90 Grad gedreht
wird und das Vorderrad mit Klebeband vor Verdrehen gehindert wird. Aber
eben nicht immer. Meist verbiegen Lenker, Bremshebel und Schaltwerk. Der
Rahmen wird oft zerkratzt. Aber wenn man mit dem Trainngsrad verreist
ist das ein annehmbares Risiko. Eine
weitere Möglichkeit, auch für den Radtransport im ICE, ist eine
Radtasche. Der Preis ist erschwinglich
und die Fluggesellschaft übernimmt die Haftung für den Transport.
Für Flugreisen sollte man Radtaschen allerdings mit einem Pappkarton
versteifen. Meinen letzten Koffer habe ich mir selbst gebaut, indem ich
ein Brett in den Boden einer Radtasche gelegt, dann einen Karton hineingestellt
und anschließend vier Rollen an der Unterseite an das Brett geschraubt
habe, um die Tasche leicht rollen zu können. Mehrere Flüge hat
diese Konstruktion breits unbeschadet überstanden.
Kleiner Tipp:
Ein Schloss einstecken, um das Rad am Urlaubsort gegen Langfinger zu schützen.
Ich habe schon schlechte Erfahrungen gemacht und muss sagen, es macht
keinen Spaß, wenn man morgens feststellen muss, dass die Laufräder
und die Pedalen fehlen!
Radkoffer:
Die Haltbarkeit
Die Erfahrung zeigt: Was stabil aussieht, muss nicht stabil sein. Die
meisten Radkoffer haben nämlich genau hier ein Problem: Nach fünf
bis zehn Flügen sind viele Hartschalenkoffer bereits so ramponiert,
dass ein Gebrauch nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr möglich
ist. Schaden nimmt dabei meistens nicht die Schale selbst, sondern Anbauteile,
allen voran die Rollen, Haltegriffe und Schlösser. Alles, was von
der kompakten Form des Koffers ein wenig absteht oder sich an einer Ecke
befindet, bleibt im rauen Flugbetrieb früher oder später auf
der Strecke. Während abgeschlagene Schlösser durch ein Gurtband
ersetzt werden können (zumindest beim nächsten Trip ...), sind
fehlende Rollen auf dem Weg zum Flughafen extrem nervig. Unbrauchbare
Haltegriffe sind noch schlimmer, und neulich hörte ich auch von einem
Amoklauf infolge unbrauchbarer Rollen und Griffe.
Beim Kauf wird man daher besonderen Wert auf stabil verankerte
Rollen legen. Sie sollten nach Möglichkeit nicht an den äußersten
Ecken des Koffers platziert sein, sondern etwas entfernt davon im Kofferboden.
Ersatzrollen sind eine sinnvolle Dreingabe einiger Anbieter, aber sie
macht nur dann Sinn, wenn allein die Rolle, nicht aber der umgebende Kunststoffboden
ramponiert wurde. In ein gebrochenes Eck- oder Bodenstück kann man
keine Ersatzrolle schrauben.
Bei den Griffen
ist es von Vorteil, wenn es mehrere davon gibt. Standard ist ein Griff
an der Oberseite und einer an einer Schmalseite (in Fahrtrichtung des
Koffers). Möge einer von beiden lange durchhalten.
Platzangebot
und -bedarf
Radkoffer sollten möglichst viel gut nutzbaren Stauraum bieten, gleichzeitig
aber selbst kompakte Außenmaße aufweisen. Die größeren
Modelle passen nicht in allen Fällen in die klassischen Mercedes-Taxis
mit Stufenheck. Kombis á la VW Passat gehen immer.
Die Größe
des Innenraums ist vor allem für Besitzer sehr großer Rahmenhöhen
relevant und für Eigentümer eines dieser Rahmen mit verlängertem
Sitzrohr. Für alle anderen gilt: Ein Rennrad samt Laufrädern
und Aerolenker passt immer hinein. In die Lücken passen in allen
Fällen auch Kleinigkeiten wie Werkzeug, Trinkflaschen, Radschuhe
und häufig auch der Helm. Vorsicht: Trifft das Gepäck erst später
als der Eigentümer am Urlaubsort ein, was häufig vorkommt, wird
man die beiden letztgenannten besonders schmerzlich vermissen, denn ein
Rad kann man zur Not mieten, ohne Helm und Radschuhe ist man jedoch aufgeschmissen.
Ausstattung
Neben möglichst hochwertigen Rollen, Schlössern und Haltegriffen
ist auch das Innenleben eines Radkoffers ein wichtiges Kriterium. Dicker
Schaumstoff an den Seitenwänden ist Standard, er schützt Rahmen
und Laufräder ein wenig vor seitlichem Druck und hilft, alle Einzelteile
im Koffer am Platz zu halten. Praktisch sind Spanngurte im Inneren, man
kommt aber auch ohne sie aus. Sehr gut sind Gestelle am Boden des Koffers,
die Gabel und hintere Ausfallenden per Schnellspanner aufnehmen. Dadurch
wird ein Kontakt der scharfen und empfindlichen Kettenblätter mit
dem Kofferboden verhindert und gleichzeitig der Rahmen gut fixiert. Angeboten
wird ein solches Gestell meistens nur bei teureren Koffern, hier und da
gibt es sie als optionales Zubehör.
Textile
Radtaschen
Was robust aussieht, wird vom Flughafenpersonal mit gnadenloser Härte
behandelt. Einem Radkoffer eine Rolle abzuschlagen ist ein roher Gewaltakt
und zeigt, welcher Wind an den Laderampen weht. Was empfindlich aussieht,
wird meistens besser behandelt. Radtaschen sind deshalb eine echte Option,
wenn man die Nerven dazu hat. Auch für Radtaschen gibt es den oben
erwähnten Befestigungsrahmen.
Die Vorteile
einer Radtasche liegen auf der Hand: Sie überzeugen mit geringstem
Eigengewicht, kleinem Platzbedarf und niedrigen Anschaffungskosten. Zudem
kann man in einer Radtasche zur Not übernachten, wenn es einmal nötig
sein sollte (kein Witz, sondern nackte Flughafenrealität). Behausungen
aus Radkoffern haben mehr soziales Prestige, sind aber unbequem. In einem
Pappendeckel ist man ein Penner, es sei denn, jemand ist anwesend, der
auf ein Mietrad gesetzt hat und und daher nur eine Sporttasche vorweisen
kann. Dann ist dieser der Penner, doch das sind Feinheiten.
Pappendeckel
Die preisgünstigste Verpackung ist der Versandkarton vom Radhändler.
Man wird ihn häufig gratis bekommen, wenn man höflich danach
fragt. Wer sein Rad vom Versandhändler bezog, hat ohnehin einen hochwertigen
Versandkarton im Keller.
Pappe ist
stabiler als man denkt, zudem wird eine improvisiert aussehende Mischung
aus Altpapier, Klebeband und einem Fahrrad vom Bodenpersonal vorsichtiger
behandelt, als ein Hartschalenkoffer. Abzuraten ist von der Zuladung weiterer
Ausrüstung in den Karton (Kleidung, Schuhe etc.). Zwar ist diese
zusätzliche Last für die Pappe kein Problem, doch sei daran
erinnert, dass Feuchtigkeit ein natürlicher Feind der Pappe ist und
dass es auch auf Mallorca im März gerne mal regnet. Der Autor weiß
von einem Fall zu berichten, bei dem zartfühlende Flughafenarbeiter
die fragil wirkende Pappschale als letztes Gepäckstück in den
Flieger packen wollten, damit dieses ganz zuoberst zu liegen käme.
Zu diesem Behufe stellten sie den Karton während des gesamten Ladevorgangs
etwas abseits auf den Asphalt, der leider klitschnass war, da es in Strömen
goss. Der Besitzer der Pappe betrachtete die Situation durch das Bullauge
seines Fensterplatzes mit unfroh wirkendem Gesichtsausdruck, der sich
während des gesamten Fluges nicht mehr aufhellte, ganz im Gegenteil,
er wurde immer finsterer, je mehr die mitreisenden Sportsfreunde feixten
und prusteten.