Margit Bohnhoff hat am 28.9.2010 die Straße von Gibraltar (17,5 km) in 4:33h (neuer Frauenrekord) überquert.

Robert Junghans (Berliner TSC): "Eine der meistbefahrenen Wasserstrassen der Welt, eins der härtesten Freiwasservorhaben (bis heute keine 300 erfolgreichen Querungen, zum Vergleich: jährlich >3000 Mount Everest-Besteiger). Die 293. erfolgreiche Einzelquerung hat einen Namen: Margit hat es in 4:33 geschafft! Herzlichen Glückwunsch!"

Gibraltar 2010

Die Zeit rückte immer näher und die Vorbereitungen waren abgeschlossen. So ging es am 20.09.2010 nach Malaga. Der Flug hatte 3 Stunden Verspätung somit haben wir unsere Ferienwohnung in Tarifa erst um 22 Uhr beziehen können. Am nächsten Morgen mussten wir gleich die Schwimmstrecke von der Dachterrasse aus in Augenschein nehmen. Ein Wassertest erfolgte noch am gleichen Vormittag. Jedoch war der Atlantik sehr wellig. Schwimmen war kaum möglich. Die Sonne strahlte, der Schwimmstrecke - Mittelmeer Wind war heftig und wir warteten auf den richtigen Tag. Meine Tide war vom 23.-30.09.2010.

Jeden Tag gingen ein bis zwei Schwimmer an den Start. Das persönliche Vorgespräch mit dem Veranstalter war am Mittwoch, 23.09.2010. Dort wurden alle Fragen geklärt und das Verfahren mit den Begleitbooten erläutert. Dem ersten, großen Begleitboot sollte ich hinterher schwimmen. Seitlich von mir sollte ein kleineres Schlauchboot fahren. Von diesem Boot aus sollte ich alles erhalten was ich benötige. Frank begutachtete das Wetter sehr genau. Strömung, Wind, Gezeiten, Wassertemperatur wurden auseinander genommen und gegeneinander abgewogen. Gut, dass er Hochseesegel Erfahrungen hat.

Am Samstag, 25.09.2010 sollte ich dann schwimmen. Pünktlich zum verabredeten Zeitpunkt waren wir mit der ganzen Ausrüstung am Hafen. Frank hatte am Morgen nochmals das Wetter durchgeschaut. Es ist in der Tat so gekommen, wie er es vorausgesagt hat. Wind bis zum 45 km/h. Zum Schwimmen ungeeignet! Im Hafen trafen sich der Kapitän, der Veranstalter (Rafael) und die Schwimmer (zwei). Rafael zögerte noch. Wollte uns dann aber ins Wasser schicken. Mein Passmann war ein Neoschwimmer und machte sich startklar. Ohne Frank seine Erfahrungen hätte ich mich wahrscheinlich überreden lassen. War jedoch im Nachhinein froh, dass ich nicht, trotz grimmigen Bemerkungen von Rafael, ins Wasser gegangen bin.

Im Anschluss kamen zwei Tage mit schlechtem Schwimmwetter. Mein nächster Termin war der Dienstag, 28.09.2010. Das Wetter war etwas besser. Wind hatten wir nur bis zum 25 km/h und die Sonne schien. Wieder waren wir mit der Ausrüstung um 10:30 Uhr am Hafen. Wir bekamen ein Boot zugewiesen und ich machte mich schwimmfertig. Hirschtalk gegen die Scheuerstellen, Sonnencreme Faktor 50 (!) und mein Spezialfett. Endlich alles eingekremt! Frank bringt auch dabei schon Erfahrungswerte mit ;-). Ich konnte meinen Schwimmanzug anziehen und mich mit zwei Kappen und einer Brille auf Fahrt zum Leuchtturm - Start das Boot begeben.
Auf dem kleinen Boot machte es sich Frank gemütlich. Die Fahrt ging raus aus dem Hafen und zum Startplatz. Das war der Leuchtturm von Tarifa (südlichster Zipfel Europas). Dort bin ich ins Wasser gesprungen und musste Richtung Land (Insel/Leuchtturm) schwimmen. Der Startschuss ist gefallen! Vom ersten Moment befand ich mich in der Strömung und der Welle. Der erste Kilometer fühlte sich sehr fremd an, da ich mich mit den Wellen und der Strömung nicht vertragen wollte.

Langsam fand ich einen Rhythmus. Noch nicht meiner! Der ständige Ausgleich zu den Wellen ist mir schwer gefallen. Beim Training und im Ärmelkanal konnte ich mich immer an die steigende Intensität der Wellen gewöhnen. Die See war dort bis ca. zum km 5 relativ ruhig.
Ich merkte, dass ich eben nicht im Ärmelkanal war sondern auf dem Weg Afrika! Sehr angenehm war das warme Wasser. Frank hat 20-21 Grad gemessen. Es kam mir sehr zu gute, da ich in diesem Jahr nicht ausreichend kältetrainiert war. Ich hatte noch immer nicht das Gefühl ich komme überhaupt vorwärts obwohl ich versuchte mich mit der Welle zu arrangieren. Nach ca. 1 h habe ich die erste Fahrrinne erreicht und wurde das erste Mal gefüttert. So langsam konnte ich mit der Welle leben - eigentlich schwimmen!
Mein Kreislauf war nicht so richtig stabil. Das teilte ich Frank mit. Er musste nun noch genauer nach mir sehen. Statt Gels gab es dann zwei Mal schwarzen Tee. Bei ca. 1:50 h habe ich die rechnerische Mitte erreicht. Das Schwierigste lag noch vor mir. Gut, dass ich es zu diesem Zeitpunkt nicht wusste. Alle 20 Min. wurde ich gefüttert. Der Kreislauf machte ein weiteres Mal schlapp. Tee war zum Glück genug vorhanden. Bei ca. 3 h wurde ich nur noch hin und her geschaukelt. Es ist mir schwer gefallen, oben und unter zu erkennen. Das Führungsboot war in den Wellen kaum noch zu sehen.
Frank zeigte mir Delfine an. Diese entpuppten sich dann zu Grindwalen. Zogen aber in Richtung Atlantik weiter.
Wind, Wellen und die Strömung wurden weiterhin kabbeliger und stärker. Ich konnte zwar die Berge von Marokko sehen, jedoch nicht die Uferkante. Irgendwie hoffte ich, dass es bald vorbei ist. Frank zeigte mir noch ca.50 min. an. Hoffentlich war das auch richtig? Um durch Strömung vor Afrika zu kommen musste ich noch mal alle Kraft zusammen nehmen und die Zähne zusammen beißen. Das Ganze fühlte sich nicht mehr wie Schwimmen an. Die Wellen schaukelten mich weiterhin durch das Wasser. Plötzlich konnte ich Steine unter mir erkennen. Ein Blick zu Frank – Du hast noch ca. 15 min. Das glaubte ich ihm wieder ;-) Noch ca. 5 Meter bis zum Felsen – da wurde das Schwimmen abgepfiffen. Bis ganz ran zu schwimmen war aufgrund der gewaltigen Wellen zu gefährlich. Ich konnte aufs Boot! Nach 4:33 h habe ich als schnellste und erst zweite deutsche Frau der Geschichte die Straße von Gibraltar durchschwommen. Das Erste was ich auf dem Boot verlangte war Zwieback. Etwas zum Beißen ;-) Im Hafen wurde ich vom Veranstalter in Empfang genommen.

Das Wasser auf meinem Weg nach Afrika war sehr sauber. Ich habe nur drei Tüten getroffen. Grosse Boote und Tanker habe ich nicht wahrgenommen. Beweisfotos dass es welche gab sind aber vorhanden. Abgetrieben durch die Strömung bin ich insgesamt 21 km geschwommen.
Was ich sehr vermisst habe, ist der Kontakt zu weiteren Schwimmern. Der Austausch von Erfahrungen wäre so wichtig gewesen. Dem Veranstalter habe ich dieses mitgeteilt und hoffe, dass er es aufgreift und umsetzt.

Da ich beide Elternteile aufgrund einer Krebserkrankung verloren habe, habe ich mit meinem Schwimmen eine Spendenaktion zu Gunsten von krebskranken Kindern ins Leben gerufen. Diese läuft noch bis zum Jahresende. Wer dazu noch einen kleinen Betrag erbringen möchte ist hier die Bankverbindung:
Margit Bohnhoff, Deutsche Kinderkrebshilfe, Kto.-Nr.: 414730301, BLZ 100 800 00.

Für die Unterstützung bei der Vorbereitung und Durchführung meines Projektes möchte ich mich bei lieben Menschen bedanken. Ihr ALLE habt an mich geglaubt und mich mit all Eurer Kraft unterstützt. Mein Dank geht an Frank (der beste Mann für meine verrückten Ideen), Marlis und Dirk Bökemeier (ZAS Event), Christian Hansmann (DSV), IsoStar, Katrin Wienefeld, Michael Ude (Volksblatt), u.a. (Stand 07.10.2010)

Margit Bohnhoff

 

Gibraltar Strait Swimming Association

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