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Staffel - Ärmelkanalschwimmen 19. Juli 2010 mit Christian Binner (Berliner TSC) Die Idee Nachdem ich 15 Langdistanzen im Triathlon (unter anderem Neuseeland und Südafrika), einiges an Marathons, den Trans-Swiss-Triathlon (Durchquerung der Schweiz vom Süden zum Norden incl. altem Gotthardpass) und die doppelte Langdistanz Triathlon in Moosburg, Österreich absolviert hatte, suchte ich nach einer neuen Herausforderung. Da ich nirgendwo mit guten Zeiten aufwarten kann, die Siegerpodeste eigentlich überall unerreichbar sind, fing ich 2007 an, an einigen Langstreckenschwimmen im Freiwasser teilzunehmen. Diese Wettkämpfe gefielen mir gut, obwohl ich auch hier relativ weit hinten landete und mich vor allem die Kinder beeindruckten, die da teilweise antraten und weit vor mir im Ziel waren. Irgendwann stieß ich im Internet auf die Colorado Open Water Swimmers – USA, die 2007 als bisher jüngste Staffel (alle 12 + 13 Jahre alt) das Kanalschwimmen in unter 10 Stunden beendet haben. In diesem Jahr 2010 versucht das BEST (Bristol English Channel Swim Team) diesen Rekord zu brechen. Alle Schwimmer dieser Staffel werden zum Schwimmzeitraum (beginnt am 17. August 2010) gerade kurz vorher ihren 12. Geburtstag gefeiert haben. Beginn der Umsetzung der Idee Wenn solche Kids das können, warum nicht auch ich? Ich sprach einige Leute in meinem Verein ASV Duisburg (Ausdauersportverein) an, denen ich das zutraute, aber spätestens nach Nennung der wichtigsten Fakten: 16 bis 18 °C Wassertemperatur, Entfernung zwischen 32 und 40 km zu schwimmen und das alles in „Standard-Swimming-Costume“, was nichts anderes bedeutete, als dass man nur in Badehose bzw. Badeanzug schwimmen darf. Nachdem ich in meinem Verein keine Mitschwimmer gefunden hatte, überlegte ich, wie ich Mitschwimmer bekommen kann und stieß im Internet auf ein Forum, in dem ich dann am 25.08.2008 (dieses Datum sehe ich jetzt mal als das Startdatum unseres Unternehmens „Kanalschwimmen“ an) folgenden Eintrag vornahm:
Innerhalb
weniger Tage meldeten sich da einige Personen, unter anderem Claudia
Markwardt, Anke Höhne, Peter Wortelker und Christian Binner.
Letzterer schrieb gleich, dass er 5 km unter 1:10 h schwimmt. Aber das
wollte ich gerade nicht, dass sich da welche melden, die schon klasse
Zeiten schwimmen und damit sicherlich den Anspruch haben, dann bei der
Staffel auch eine gute Zeit zu erzielen. Durch die Angabe meiner bescheidenen
Schwimmzeiten hoffte ich, dass sich solche Klasseschwimmer nicht melden
würden. So langsam verließen wir aber unsere Absprachen im
Forum vorzunehmen, tauschten unsere E-Mailadressen aus und da fragte
ich bei Christian ganz konkret nach, ob er dann auch eine gute Zeit
im Kanal erwartet. Er versicherte mir, dass er mit meiner Schwimmgeschwindigkeit
kein Problem hätte und er würde Anke und Karl (ach so Peter
Wortelker möchte immer nur Karl genannt werden) kennen und die
wären etwa so schnell wie ich selber und bei Claudia sprach er
davon, dass die sogar langsamer wäre. Die Idee wird konkreter Anke bot
sich vor Claustal an, mal die Piloten einiger Beiboote anzuschreiben,
um ein Boot für 2009 zu bekommen, obwohl wir nur eine Woche anbieten
konnten, an denen wir alle nach Abklärung unserer Termine konnten.
Als erstes antwortete Eddy Spelling, der uns zu diesem Zeitraum einen
Slot Nr. 3 anbot. Suche nach Ersatzschwimmern Da uns
klar war, dass in diesem langen Zeitraum immer mal jemand ausfallen
kann, diskutierten wir (eigentlich alles per E-Mail) immer wieder über
Ersatzschwimmer. Da diese Person oder sogar Personen ja eigentlich genauso
dafür trainieren müssen, aber unter Umständen gar nicht
zum Einsatz kommen werden, wollten wir es diesen wenigstens finanziell
attraktiv machen. Anfänglich war Margit B.
dafür im Gespräch, sie hatte vor ein paar Jahren ein ähnliches
Unternehmen bereits absolviert, aber als es konkreter wurde, hat
sie abgewunken. Ärztliche Bescheinigung Wie eigentlich bei allen Sachen, ist vorgeschrieben, bis wann was abgegeben werden muss, Zahlungen erfolgt sein müssen usw.. So gab es auch eine Deadline für die Abgabe des ärztlichen Attests (auf Formular der Kanalvereinigung und in Englisch). Christian teilte dann mit, dass die Berliner Ärzte eine Anweisung bekommen haben, solche Bescheinigungen nicht mehr auszustellen. Letztendlich fand er dann doch einen Arzt, der das machte. Interessant war, dass eigentlich jeder untersuchende Arzt etwas anderes untersuchte und auch die Kosten für dieses Attest waren höchst unterschiedlich. Irgendwann lagen alle Atteste vor, nur das von Claudia nicht. Auf meine Nachfrage kam die Antwort, dass sie das vergessen hat, jetzt aber einige Tage in Holland ist und dort einen Arzt dafür suchen würde? Kurz vor Abgabeschluss kam dann das Attest unterschrieben von einem Arzt aus Heidelberg (einer der Unistandorte von Claudia). Zwei-Stunden-Kaltwasserschwimmen Es ist
vorgeschrieben, dass alle Staffelteilnehmer 2 Stunden Schwimmen in Wasser
mit 16 °C oder weniger nach den Kanalvereinigungsregeln (also nur
in Badehose bzw. Badeanzug) nachweisen müssen. Auf meine Nachfrage,
ob das von einer „offiziellen Stelle“ bestätigt werden
muss, bekam ich als Antwort, dass ich das als Teamchef für meine
Staffelkollegen machen soll, also auch für mich selber. So ungefähr
Mitte Mai dieses Jahres begannen wir alle je nach Wassertemperatur und
vorhandenen Möglichkeiten im kalten Wasser zu schwimmen. Ich selber
suchte mir ein Stück der Ruhr aus, wo ich bei gemessenen 14 °C
Ende Mai eine Viertelstunde im Wasser verbrachte. Als dann im Wasser
bereits das Zittern losging, verließ ich das Wasser und fror in
der kalten Umgebungstemperatur natürlich noch mehr. So steigerte
ich dann meine Verweilzeiten im Wasser – jedoch steigerten sich
die Wassertemperaturen dann eigentlich für mein Vorhaben viel zu
schnell, so dass ich so in 16 °C gar nicht trainieren konnte, weil
aufgrund des jetzt sehr warmen Wetters die Temperatur gleich auf etwa
18 °C stieg. Ausfall von Claudia Irgendwann im Mai/Juni 2010 teilte uns Bruno mit, dass Claudias Mutter bei ihm angerufen hat. Claudia würde im Krankenhaus liegen und es wäre sehr fraglich, dass sie im Kanal starten könnte. Da Claudia weder über Mail oder Telefon/Handy erreichbar war, mussten wir uns auf die Aussagen ihrer Mutter verlassen. Ohne konkret zu wissen, was mit Claudia ist, mussten wir die Entscheidung treffen, Claudia aus dem Team herauszunehmen und nach der erfolglosen Suche nach einem Ersatzschwimmer uns darauf einstellen, das Unternehmen mit fünfen zu Ende zu führen. Letzte Vorbereitungen und Anreise nach Dover Nach Absprache verschiedener Sachen, die wir nur wenige Male im gesamten Team benötigen und nicht jeder mitbringen muss (Beispiel: Knicklichter – diese sind vorgeschrieben, wenn jemand in der Dunkelheit schwimmt), reisten alle Freitag nach Duisburg an, was für alle etwa die Hälfte des Anreiseweges bedeutete (nur ich selber wohne ja praktisch dort), fuhr man Samstagmorgen mit 2 Autos weiter nach Calais, um die Fähre nach Dover zu nehmen. Die Anreise klappte sehr gut, es gab nur zweimal eine kleine Stockung auf der Reise, so dass man fast 2 Stunden zu früh im Fährhafen ankam. Auf der Überfahrt mit der Seafrance-Fähre betrachtete man natürlich den Wellengang, der aber eigentlich je weiter man fuhr, immer heftiger wurde. Würde unser Pilot bei so einem Wetter auch rausfahren? Nach Ankunft in Dover bezogen wir unser Bed & Breakfast-Haus. Margit B. hatte uns dieses Haus empfohlen, da sie dort 2007 anlässlich ihrer eigenen Ärmelüberquerung mehrmals war, um dafür zu trainieren. Dann erledigte ich die beiden vorgeschriebenen Anrufe bei unserem Piloten Eddy Spelling und dem Sekretär der Kanalvereinigung Mike Oram, um uns „Ready to swim“ zu melden. Eddy teilte mir mit, dass wir uns für Montagmorgen um 4 Uhr bereithalten sollten und aus jetziger Sicht wir dann starten würden. Der Tag vor unserem Schwimmen Die Wahrscheinlichkeit war also groß, dass wir tatsächlich am ersten Tag unseres Slots schwimmen dürfen. So verbrachten wir den Sonntag damit, uns mit Lebensmitteln, Getränken usw. zu versorgen, denn wir würden ja etwa 18 bis 20 Stunden auf der Nordsee sein (irgendwie hatte sich so als Hoffnung die 15 Stunden herausgestellt, die wir wohl brauchen würden und damit wäre jeder 3 Mal dran gewesen). Außerdem mussten wir uns ja ortskundig machen und fragten uns am Hafen durch, wo wir denn überhaupt am nächsten Morgen hin müssten. Letztendlich landeten wir im Hafenbüro, wo man uns mitteilte, dass der Treffpunkt der Kanalschwimmen genau an ihrem Gebäude wäre. Außerdem würde man bei ihnen einen besonderen Parkausweis für das Auto bekommen, da alle Parkplätze in der Umgebung ansonsten eine max. Parkzeit von 12 Stunden hatten. Eine Freundin von Anke, die inzwischen in England lebt, war extra angereist und teilte uns mit, dass morgens um 9 Uhr sich die Kanalschwimmer treffen würden, um im Kanalbecken zu trainieren. Wir begaben uns etwa um 10 Uhr dorthin nach dem Motto „Die werden ja nicht dann schon alle wieder weg sein“. Nun, ich hätte dann vielleicht 10 Schwimmer erwartet, aber es waren etwa 50 Schwimmer im Wasser und einige noch am Steinstrand, die entweder gerade aus dem Wasser kamen oder gleich rein gehen wollten. Wir selber zogen unsere Sachen dann auch aus, um das Wasser anzutesten. Na ja, kalt war es ja, aber irgendwie aushaltbar. Ich selber schwamm 45 Minuten ohne jetzt ein sonderliches Kälteempfinden zu haben. Die anderen machten ähnliche Erfahrungen, so dass dieses Training die Stimmung im Team zumindest nicht verschlechterte. Die Nacht vor dem Schwimmen Es ist wiederum vorgeschrieben, dass man sich täglich gegen 19.30 Uhr bei seinem Piloten meldet, um die letzten Updates zu erhalten. Bei diesem Anruf teilte mir Eddy mit, dass wir schon um 3.30 Uhr am Hafenbüro sein sollen. Na ja, auf die eine halbe Stunde kommt es dann auch nicht mehr an. Es ging relativ zeitig auf die Zimmer bzw. Betten – ich jedoch fand einfach keinen Schlaf, immer wieder ging ich gedanklich die ganze Geschichte unseres Unternehmens durch. Schließlich nahm ich meinen Ordner und blätterte da noch mal durch. Dabei fiel mir ein Blatt in die Hand und dabei fiel mir auf, dass wohl unser Pilot Eddy noch 1.000 Pfund bekommt, nämlich dann, wenn er mit uns wirklich rausfährt. Das war mir völlig durchgegangen – Eddy hatte das auch in den letzten Mails nicht erwähnt oder in den beiden Telefonaten angesprochen. Auch meinen Mitschwimmern war das nicht aufgefallen. Das Geld muss dann wohl nach Rückkehr ihm überwiesen werden. Am frühen Morgen Alle waren
frühzeitig fertig und es ging zum Hafen. Dort angekommen, war richtig
was los – letztendlich stellte sich heraus, dass alle 7 zugelassenen
Beiboote rausgefahren waren und somit an diesem einem Steg alle einsteigen
sollten. Da Eddy bzw. sein Boot Anastasia nicht zu sehen war, rief ich
ihn an. Es wird ernst Der Observer
Nick gab uns ein Blatt, in das wir die Reihenfolge unserer Schwimmer
eintragen sollten. Die Reihenfolge hatten wir folgendermaßen festgelegt:
Beginnen sollte Bruno Dobelmann, da er offensichtlich unser kältererprobtesteter
war, denn es war zu erwarten, dass jetzt um diese Zeit das Wasser wohl
am kältesten sein würde. Danach sollte Christian Binner, unser
absolut schnellster Schwimmen weitermachen, den ich dann ablösen
sollte und zum Schluss schwammen dann Anke und Karl. Eddy hatte sein
Boot in die Nähe des Strandes gefahren. Der Observer erklärte
uns dann, dass Bruno wegen der Dunkelheit Knicklichter tragen müsste
und er jetzt hier ins Wasser springen soll, zum Strand schwimmen und
sich dort hinstellen, ohne Kontakt mit Wasser zu haben. Bruno springt
ins Wasser und schreit: OHHH, ist das kalt! Wir anderen Schwimmer erleiden
einen Schock „Wenn der das schon sagt“ und die Besatzung
des Bootes incl. Observer rollen sich ab vor Lachen. Schließlich
steht Bruno am Strand, steht aber noch etwa bis zu den Knien im Wasser.
Er macht das vereinbarte Zeichen und schwimmt gleich los. Der Observer
ruft „This is incorrect“ und wir schreien „Bruno,
Bruno“. Er hört uns, stellt sich noch mal im Wasser hin und
versteht unser Rufen, dass er zurück und ganz aus dem Wasser muss.
Nun klappt es und Bruno schwimmt auf unser Boot zu. Beim Vorbeischwimmen
ruft er uns zu „Schmiert euch ein, ist kalt“. Mein erster Einsatz Christian
ist im Wasser und erhöht gleich das Tempo. Die Bootsbesatzung ist
beeindruckt, ich nehme dem aber gleich den Wind aus den Segeln, in dem
ich sage, dass er unser schnellster Schwimmer ist und alle anderen Schwimmer
etwa das Tempo unseres ersten Schwimmers Bruno schwimmen. So
langsam muss ich mich
fertigmachen,
denn ich bin ja als Dritter dran. Mein Wechsel mit Christian klappt
– wir wissen jetzt wie es geht! Die 1000-Pfund-Sache Plötzlich
werde ich von Christian geweckt mit der Aussage: „Da gibt’s
Probleme mit Deiner Kreditkarte – Du sollst zu Eddy kommen„.
Das kann ich jetzt eigentlich gar nicht gebrauchen, aber irgendwas muss
ich wohl jetzt machen. Wir schulden Eddy noch 1000 Pfund, die er für
das Herausfahren mit uns noch bekommt und erwartet hatte, dass wir ihm
das als Bargeld zu Beginn unserer Fahrt übergeben sollten. Eddy
meint dann bei meiner Ankunft, dass er mit seiner Bank telefoniert hat
und diese ihm gesagt hat, dass ich wohl meine Kreditkarte dafür
freigeben muss. Er weist auf die Sperr-Notruf-Nr., die ich seiner Ansicht
nach anrufen soll und das bewerkstelligen soll. Irgendwie kann ich mir
nicht vorstellen, dass da irgendwas zu machen ist, versuche es aber
trotzdem. Allgemeines Befinden an Deck Zu meinem
eigenen Befinden habe ich ja schon was geschrieben – im übrigen
hatte mich die Sache mit den 1000 Pfund wohl so sehr abgelenkt, dass
es mir wieder wesentlich besser ging. Im Vorhinein haben wir ausgiebig
darüber diskutiert, was alles so passieren kann. Seekrankheit und
die Berührung mit Feuerquallen waren offensichtlich die großen
Unbekannten bzw. Gefahren. Anke kam mal aus der Toilette und sagte mir,
dass sie das erste Mal gespuckt hat. Später hörte ich dann,
dass sie das halbe Deck „verunreinigt“ hatte, man das aber
schon sauber gemacht hat. Jetzt steht Bruno an Deck und ist gleich dran,
zum 2. Mal ins Wasser zu gehen. Da kommt der Observer und sagt „Wechsel
in 5 Minuten“. Bruno geht zur Reeling und spuckt 2 oder 3 Mal
in die Nordsee. Die ersten positiven Signale Bei meiner
zweiten Runde war das Wasser vom Gefühl her ähnlich warm (ist
natürlich immer noch kalt) wie beim ersten Mal. Nachdem ich wieder
an Deck bin, habe ich keine Sekunde Zähneklappern und fühle
mich auch so eigentlich ganz ok. Auch den anderen geht es wohl offensichtlich
besser. Irgendwann kommt Christian unter Deck, wo ich mich vornehmlich
aufhalte, weil ich mir am Sonntag schon fast einen Sonnenbrand im Gesicht
zugezogen hatte und nun Angst habe, wenn die Sonne, die inzwischen ganz
schön auf uns runterbrennt, mir den letzten Hauch zum Sonnenbrand
zufügt, das wohl beim nächsten Schwimmen im Salzwasser ganz
schön brennen würde. Optik und Wirklichkeit Eigentlich konnte man die gesamte Zeit beide Küstenlinien sehen. Am Anfang sah Frankreich natürlich weit weg aus und Dover war noch so groß, als ob man dort gerade losgefahren bzw. geschwommen ist. Zur ungefähren Orientierung schaute man sich jeweils beide Küsten an und schätzte dann ab, ob man wenigstens die Hälfte geschafft hat. Nach der Aussage von Christian, dass wir nur noch 7 km vor uns hätten, ging die Rechnerei in meinem Kopf los. Bruno hatte sein Schwimmen gerade angefangen. Bei ihm hatten wir immer etwa 2,5 km gerechnet, die er in einer Stunde schaffen würde und bei Christian, der danach dran ist, hatten wir immer etwa 4,5 km gerechnet. Macht zusammen 7 km. Würde ich überhaupt noch dran kommen und hätte dann die Ehre die französische Küste berühren zu dürfen? Karl fragte mich dann auch: „Kommst Du überhaupt noch dran ?“. Scherzhaft sagte ich: „Ich schwimme dann so langsam, dass Anke auch noch dran kommt“. Inzwischen war Christian im Wasser und meine Abschätzung war, dass aufgrund der Optik Christian in der letzten Viertelstunde, die er noch zu schwimmen hatte, das wohl nicht bis zur Küste schafft. Wohlgemerkt: Wenn Christian das geschafft hätte, wären lediglich 12 Stunden seit unserem Start vergange. Dann durfte/musste ich zum dritten Mal ins Wasser und kurz vorher kommt Eddy und ruft mir zu: „Schwimm um Dein Leben – gib alles“. Das auf Deutsch und ich habe zumindest vorher nicht mitbekommen, dass er überhaupt mal was zu einem Schwimmer gesagt hat, wenn er ins Wasser ging. Ich habe das darauf bezogen, dass er mich anfeuern will, weil es jetzt eigentlich nur noch um die Zeit geht und ich war mir absolut sicher, in ein paar Minuten die französische Küste zu berühren. Das dicke Ende kommt noch Ich schwamm
also los und meine Chlorbrille ist beschlagen. War mir beim 2. Schwimmen
auch passiert – nach etwa einer Viertelstunde war das weg, aber
das riesige Beibott neben mir sah ich natürlich trotzdem noch gut. Anke macht den Sack zu Nachdem ich an Deck bin, sagt man mir, dass ich ja gegen die Strömung schwimmen musste und das Christian wohl auch schon musste. Ich weiß natürlich nicht, wie lange Christian und ich gegen die Strömung geschwommen sind, aber es könnte ungeheuer wichtig gewesen sein, dass unser schnellster Schwimmer gerade da geschwommen ist, wo es galt, die Strömung durchzuschwimmen. Das werden wir wohl erst dann nachvollziehen können, wenn wir unser Protokoll bekommen haben, das den genauen Fahrtverlauf unseres Beiboots und somit unseres Schwimmens wiedergibt. Anke wurde nun von dem Beiboot unseres Beiboots begleitet, weil die Anastasia hier nicht mehr weiterfahren konnte. Wir hatten vorher gesagt, dass der Schlussschwimmer wenigstens einen Stein vom Ufer mitbringen soll. Anke erreichte nach 14 Minuten und damit in der Gesamtzeit von 13 Stunden und 14 Minuten, das steinige Ufer und wurde dann von dem kleinen Beiboot zur Anastasia zurückgebracht. Den Stein hatte sie nicht mitgebracht, weil es dort nur Hinkelsteine gab. Mein persönlicher Aufwand Ich habe
natürlich bei jeder sich bietenden Gelegenheit versucht, das Kaltwassertraining
zu absolvieren. Ist schon komisch, wenn man bei Temperaturen ins Wasser
geht, wo sonst kein anderer reingeht oder höchstens mit Neoprenanzug.
Anfang Juni ist es mir passiert, dass ich noch bei recht niedriger Temperatur
durch den Wolfsee schwamm, als ich einen Hubschrauber hörte. Naja,
dachte ich, der startet oder landet jetzt beim Unfallkrankenhaus, das
ja gleich nebenan ist und wo ein Rettungshubschrauber stationiert ist.
Als ich dann aber am Ufer ein Fahrzeug mit Blaulicht sah und der Hubschrauber
irgendwie immer weiter in der Luft blieb, bekam ich die Befürchtung,
dass da doch hoffentlich kein Passant Hilfe gerufen hat, weil da ja
einer (nämlich ich) im Wasser gesichtet wurde und vielleicht Hilfe
braucht. Bin dann schnell zum „Bikinibeach“ zurückgeschwommen
und das Areal verlassen. Oder ein anderes Mal: Von meinem Sportverein
bieten wir ab Anfang Juni Offenwasserschwimmen an. Die Teilnehmer stehen
also am „Bikinibeach“, alle im Neoprenanzug, nur ich in
Badehose. Tradition im White Horse Es ist Tradition, dass sich erfolgreiche Channelswimmer im White Horse auf der Wand oder an der Decke verewigen. (Im übrigen: Dieses Haus ist als Restaurant nicht zu empfehlen. Ich habe meinen Essenswunsch dreimal ändern müssen, weil sie das von mir ausgewählte Gericht nicht mehr hatten und wir „ewig“ auf das Essen warten mussten). Schlusssatz Ich habe das Glück gehabt, Leute kennengelernt zu haben, die es mir ermöglicht haben, dass ich mir meinen Traum erfüllen konnte. Das Ziel hat uns fast 2 Jahre zusammengeschweißt, jeder ist wohl in gewisser Weise über sich hinausgewachsen. Es war erstaunlich, dass trotz der doch großen Entfernung wir uns bei der ein oder anderen Veranstaltung trafen, auch wenn es selten in Vollbesetzung war. Dank E-Mails wurden fast alle Dinge abgesprochen und wenn eine Entscheidung getroffen wurde, haben sich auch die, die anderer Meinung waren, der Entscheidung voll untergeordnet. All das ist nicht selbstverständlich, so dass ich es missen möchte, wenn unser Kontakt jetzt abbrechen würde. Es sind aber bereits erste Pläne geschmiedet worden, was man auch zukünftig gemeinsam machen kann (Manhattan Island Marathon Swim über 28,5 Meilen als Staffel?) – ich werde meinen Teil auf jeden Fall dazu beitragen. Obwohl wir keinerlei Erfahrung mit dem Kanalschwimmen hatten, haben wir, glaube ich, nur kleine Fehler gemacht. Vielleicht haben wir bei der ein oder anderen Sache einfach nur Glück gehabt, aber wer fragt da später noch danach. Beim Recherchieren war ich jetzt erstaunt, dass es zwar 19 erfolgreiche deutsche Soloschwimmer gibt, aber außer uns nur eine Staffel. Das war 1993 die Staffel des TV Lemgo, die 17 Stunden und 2 Minuten benötigt haben. Karl hat ja schon angekündigt, was zum Kanalschwimmen auf seiner Seite www.schwimmkalender.de zu setzen. Vielleicht pushen wir das Kanalschwimmen damit in Deutschland. Harald Weyh Duisburg 07/2010
Channelswimming Association | Live Tracking Staffel-Kanal-Schwimmen 2017 abgebrochen (Wellengang & Seekrankheit) Straße von Gibraltar Schwimmen 2014
Ärmelkanalschwimmen
2007 von Margit Bohnhoff Am
27. Juli 2007 bin ich nach England aufgebrochen. Gleich am Samstag bin
ich zum Training der Kanalschwimmer gegangen. Diese treffen sich von
April bis Oktober jedes Wochenende zum gemeinsamen Training. Ich musste
drei Stunden im Hafenbecken von Dover bei einer Wassertemperatur von
knapp 17 Grad schwimmen. Es war kein leichtes Training, da von der einen
Seite durch die Fähren Wellen und Wasserbewegung eingespült
wurden und auch Strömung durch die Tide im Hafenbecken vorherrschte.
Frank reiste
am darauf folgenden Samstag an. Das beruhigte mich etwas. Montag begann
meine Tide (06.-12.August 2007). Andy, Stefan und Sabine sind bis Mittwoch
angereist. Das reichte aus, da ich auf meinem Boot den vierten Startplatz
hatte. D.h. dass ich bei gutem Wetter am Donnerstag geschwommen wäre,
da nur vier Boote für jede Startmöglichkeit zur Verfügung
stehen. Ich bin
11 Stunden und 40 Minuten durch den Ärmelkanal geschwommen!
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Helfern und Helferinnen bedanken. Dass IHR an mich geglaubt habt und mich mit EURER Zeit und Mitteln unterstützt habt. Dazu gehören unter Anderen: Olli Kusch, Jörg Engel, Adam Bau aus Wustermark, ZAS-Event aus Wustermark, tsb-shop, Ein besonderer Dank gilt dem TSV Trittau. Ich bin noch nicht einmal Mitglied in diesem Verein und konnte immer die Vereinszeiten mitnutzen. Mir wurde ein Schieds- und Kampfrichter kostenlos zur Verfügung gestellt um meine Qualifikation für den Ärmelkanal zu schwimmen. Danke auch für die vielen anderen Kleinigkeiten. Danke auch dem besten, meinem Team. Mein Team bestand aus Frank, Andy und Stefan von TSV Trittau, Sabine und Pierre von den Wasserfreunden. Ihr habt mich super unterstützt und das auf eigene Kosten! Ohne Euch hätte ich kaum eine Chance gehabt in Frankreich anzukommen. Jeder von Euch hat sein Bestes gegeben und seine Sache toll gemacht. Während des Schwimmens und auch am Freitag habe ich gesagt, dass ich den Kanal nie mehr schwimmen werde. Schon am Wochenende konnte ich mir wieder vorstellen meinen Kanal nun doch noch einmal zu schwimmen. Mit den Erfahrungen aus diesem Jahr ist sicher noch eine Steigerung möglich. Nur kann ich es nicht erneut komplett aus eigenen Mitteln finanzieren. Erst bei der Heimreise auf der Fähre in Richtung Frankreich wurde mir richtig bewusst, wie weit Dover und Calais auseinander liegen. Ich konnte es einfach nicht glauben, dass ich diese Strecke geschwommen bin. Noch ist es nicht richtig bei mir angekommen, was ich da geleistet habe. Ich werde wohl noch etwas Zeit brauchen.... Margit Bohnhoff
Straße von Gibraltar Schwimmen 2010
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