Verfahren zur Ermittlung der individuellen
Trainingsbereiche
Es ist eine
der meist gestellten Fragen in den Ausdauersportarten: Mit welcher
Herzfrequenz trainiere ich im effektiven Bereich? Denn vielfach ist bei
den meisten Athleten zwar eine funktionierende Pulsuhr vorhanden, das
Wissen über die anzusteuernden Herzfrequenzbereiche aber oft nur sehr
oberflächlich vorhanden. Mit der Methode der Maximalen Konstanten
Herzfrequenz soll hier ein einfacher Test vorstellt werden, mit dem
man im täglichen Training die individuellen Trainingsbereiche ermitteln
kann.
Der
Vorteil der Maximalen Konstanten Herzfrequenz Was kann die MKHF,
was andere Verfahren nicht können? Eine möglichst exakte Bestimmung der
individuellen Trainingsbereiche, in der Trainingspraxis zumeist
kontrolliert anhand der Herzfrequenz (HF), ist für die Entwicklung der
Leistungsfähigkeit von ganz entscheidender Bedeutung. Hierzu standen
bisher prinzipiell drei Möglichkeiten zur Verfügung.
Man
berechnet seinen Trainings-Puls anhand von Formeln. Aber: Das
Ergebnis ist häufig sehr ungenau, auch wenn Alter, Ruhe-HF und
Maximal-HF in die Berechnung mit einbezogen werden.
Man
versucht, mit dem Conconi-Test seine Anaerobe Schwelle zu
ermitteln. Aber: Die Durchführung ist nicht ganz einfach und eine
präzise Auswertung häufig kaum möglich.
Man wendet
sich an ein leistungsdiagnostisches Institut. Aber: Oft ist keins in
erreichbarer Nähe und die Tests sind auch nicht ganz
preiswert.
Die
MKHF-Methode ist eine echte Alternative zu den oben genannten
Verfahren! Sie ist ein neu entwickeltes, präzises und wissenschaftlich
abgesichertes Verfahren zur Bestimmung der Herzfrequenz an der Anaeroben
Schwelle. Für die Durchführung benötigt man lediglich eine einfache
Pulsuhr, Motivation und eine mittlere Leistungsfähigkeit. Im Folgenden
wird die Bestimmung der MKHF beim Laufen beschrieben. Das Verfahren kann
aber in entsprechender Weise auch auf das Radfahren übertragen
werden.
Die
Durchführung: Bestimmung der MKHF beim Laufen Um die MKHF zu
ermitteln, muss man zwei bis vier Dauertests durchführen, die jeweils aus
einer circa 15-minütigen Einlaufphase und einer 30-minütigen Phase mit
konstanter Herzfrequenz (HF) bestehen. Zwischen den Dauertests, die man
problemlos in sein Trainingsprogramm integrieren kann, sollten jeweils
mindestens zwei Tage Pause oder wenig belastendes Training
liegen.
Im ersten Dauertest versucht man, eine HF von 170
Schlägen/Minute (S/Min) durchzuhalten (Sportler über 50 Jahre beginnen
besser bei einem Puls von 160, Sportler unter 30 können auch bei einem
Puls von 180 einsteigen). Hier ist der Wille gefordert. Man muss es
wirklich versuchen! Steigere in der Einlaufphase durch dosierte Steigerung
der Laufgeschwindigkeit die HF so, dass die Ziel-HF von 170 nach ca. 15
Minuten erreicht wird. Danach soll man diese HF, unabhängig von der dafür
erforderlichen Geschwindigkeit, 30 Minuten aufrecht erhalten.
HF-Schwankungen von ca. 3 S/Min um den Zielwert sind dabei ganz
normal.
Möglichkeit 1: Man schafft es, 30 Minuten mit einer HF von
170 S/Min zu laufen In diesem Fall erhöht man in den nächsten
Dauertests die Ziel-HF jeweils um 10 S/Min, bis man die Ziel-HF nicht mehr
über 30 Minuten aufrecht erhalten kann. Dies ist, von ganz wenigen
Ausnahmen abgesehen, spätestens bei einem Puls von 190 der Fall.
Abschließend läuft man noch bei einer Ziel-HF, die 5 S/Min unter der HF
lag, bei der man abbrechen musste. Beispiel: Es war möglich, im
ersten Dauertest einen Puls von 170 S/Min 30 Minuten aufrecht zu erhalten,
nicht jedoch 180 S/Min im zweiten Dauertest. Dann wählt man für den
dritten und abschließenden Dauertest einen Puls von 175. Schafft man die
175, so handelt es sich hierbei um die MKHF. Gelingt es nicht, so ist die
MKHF 170!
Möglichkeit 2: Man schafft es nicht, 30 Minuten bei einer HF
von 170 S/Min zu laufen In diesem Fall reduziert man die Ziel-HF in
den nächsten Dauertests jeweils um 10 S/Min, bis man die gewählte Ziel-HF
aufrecht erhalten kann. Abschließend wird eine Ziel-HF gewählt, die 5
S/Min über der HF lag, die man durchhalten konnte. Beispiel: Im
ersten Dauertest konnte man einen Puls von 170 S/Min nicht aufrecht
erhalten, und auch den zweiten Test bei einem Puls von 160 musste man
abbrechen. Die 150 S/Min im dritten Test hat man jedoch geschafft. In
diesem Fall führt man einen abschließenden Dauertest bei 155 S/Min durch.
Schafft man die 155 S/Min, so handelt es sich hierbei um die MKHF. Gelingt
auch dies nicht, so ist die MKHF 150!
Hinweis: Der Test darf nur im gesunden und trainierten
Zustand durchgeführt werden. Gegebenenfalls ist vorher eine kardiologische
Untersuchung anzuraten.
Trainingssteuerung:
Schlag für Schlag im richtigen Bereich Bei der Festlegung der
Trainingsbereiche kann man von der Anaeroben Schwelle als Bezugspunkt
ausgehen, da diese einen charakteristischen Umschlagspunkt des
Energiestoffwechsels darstellt (vgl. Ermittlung der MKHF).
Außerdem wird die Tatsache berücksichtigt, dass die Herzfrequenz (HF)
trotz gleichbleibender Laufgeschwindigkeit in Abhängigkeit von Intensität
und Dauer der Belastung zunimmt.
Regenerationsbereich (RB) » Ziel/Hintergrund: Durch RB-Training soll die Erholung
unterstützt werden, so dass Abfallstoffe schneller abgebaut und entleerte
Energiespeicher schneller aufgefüllt werden. Folglich muss sowohl die
Intensität (s.u.) als auch die Belastungsdauer gering sein. Nach einer
regenerativen Trainingseinheit (TE) sollte man so gut wie keine Ermüdung
verspüren, da die als Erholung geplante TE sonst einen in diesem Falle
nicht erwünschten Belastungsreiz setzen würde. » Intensitätsfestlegung: Die HF sollte 70 Prozent der MKHF nicht
überschreiten. War die persönliche MKHF zum Beispiel 170 S/Min, so sollte
die HF für ein regeneratives Training höchstens 120 S/Min betragen.
Grundlagen-Ausdauer I (G1) » Ziel/Hintergrund: Das Training im G1-Bereich dient zur
Entwicklung und Stabilisierung der Grundlagenausdauer. Hier dominiert die
Fettverbrennung, es werden aber auch aerob Kohlenhydrate verbrannt. Der
Anteil der Fettverbrennung ist abhängig vom Trainingszustand, von der
Nahrungsaufnahme und auch von den vorausgegangenen Trainingsbelastungen.
Innerhalb des GA-I-Bereiches (s.u.) kann man die Art der verbrannten Fette
beeinflussen. Wenn man an der unteren Grenze trainiert, verbrennt man mehr
die quasi unbegrenzt vorhandenen peripheren Fette, an der oberen Grenze
eher nur begrenzt vorhandenen muskulären Fette. » Intensitätsfestlegung: Die HF zu Beginn eines Training im
G1-Bereich sollte ca. 75-80 Prozent der MKHF betragen. Obigem Beispiel
folgend (MKHF=170 S/Min) wären dies ca. 127-136 S/Min. In der Einlaufphase
steigert man die HF zunächst auf diese Werte, um sie dann im weiteren
Verlauf der TE kontinuierlich um ca. 4 S/Min pro ´gelaufener´ Stunde zu
steigern. Hat man also nach dem Einlaufen eine HF von 130 S/Min, so sollte
diese nach 1 Stunde Training bei 134 S/Min und nach 2 Stunden bei ca. 138
S/Min liegen.
Grundlagen-Ausdauer 2 (G2) » Ziel/Hintergrund: Im G2-Bereich besteht hinsichtlich der
Energiebereitstellung aus einer Mischung aus aerober Kohlenhydrat- und
Fettverbrennung. Da weder der eine noch der andere Stoffwechselweg
´richtig´ trainiert wird, wird diesem Trainingsbereich eine etwas
geringere Bedeutung beigemessen. » Intensitätsfestlegung: Die HF zu Beginn eines Training im
G2-Bereich sollte ca. 80-90 Prozent der MKHF betragen. Bei einer MKHF von
170 S/Min wären dies ca. 136-153 S/Min. In der Einlaufphase steigert man
die HF zunächst auf diese Werte, um sie dann im weiteren Verlauf der TE
kontinuierlich um ca. 6 S/Min pro gelaufener Stunde zu steigern. Hat man
also nach dem Einlaufen eine HF von 140 S/Min, so sollte diese nach einer
Stunde Training bei 146 S/Min und nach zwei Stunden bei ca. 152 S/Min
liegen.
Grundlagen-Ausdauer 3 (G3) » Ziel/Hintergrund: Durch Training im G3-Bereich kann man die
Leistungsfähigkeit deutlich steigern. Die Belastungsintensität, von
manchen Autoren auch als Entwicklungsbereich bezeichnet, liegt im Bereich
der Anaeroben Schwelle. Es dominiert die aerobe Kohlenhydratverbrennung,
aber zu einem gewissen Grad auch schon die anaerob-laktazide
Energiebereitstellung. Aufgrund der begrenzten Glykogenspeicher ist die
Belastungsdauer auf ca. 30 bis 60 Minuten limitiert. Die Fettverbrennung
spielt nur noch eine untergeordnete Rolle. Da das Training im G3-Bereich
sehr belastend ist, eine Unterhaltung ist kaum noch möglich, sollte man
dem G3-Training deutlich weniger Anteile am Gesamttraining beimessen als
dem G1-Training (15-30 % im Spitzensport; 10-20 % im leistungsorientierten
Freizeitsport). » Intensitätsfestlegung: In der Aufwärmphase erhöht man die HF
allmählich auf 93 Prozent der MKHF; übertragen auf unser Beispiel
(MKHF=170 S/Min) sind das 158 S/Min. Danach steigert man langsam aber
stetig die HF, so dass man am Ende der TE bei ca. 99 Prozent der MKHF
(unser Beispiel ca. 168 S/Min) sind. Laufe aber nicht bis zur völligen
Erschöpfung! Höre auf, wenn du gerade noch ca. 5 Min. laufen könntest, da
die Regenerationszeit sonst überproportional zunimmt.
Anmerkung: Der Trainingsbereich der Wettkampfspezifischen
Ausdauer (WSA) ist hier nicht berücksichtigt, da in diesem Bereich
Intervall-, Wiederholungs- und Wettkampfmethoden zur Anwendung kommen und
für deren Intensitätssteuerung eher die Laufgeschwindigkeit als die HF
geeignet ist. Mit der MKHF ist es zwar auch möglich, die Geschwindigkeit
an der Anaeroben Schwelle mit hoher Genauigkeit zu bestimmen, jedoch würde
die Darstellung den zur Verfügung stehenden Rahmen sprengen.
Quelle: Dr. Christian Vobejda
2005 / tri2b.com
Wie trainiere ich richtig nach Puls?
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