Richtige Laufschuhe Dr. med. Thomas Wessinghage 04/1998

So bestimmt man seinen Fußtyp
Vor dem Laufschuhkauf sollten man unbedingt feststellen, ob man einen Normalfuß, Senk-Spreizfuß oder Hohlfuß hat. Erst dann kann man sich für das richtige Modell entscheiden. Laufverhalten und Fußtyp bedingen sich in der Regel gegenseitig. Die Laufschuhhersteller berücksichtigen dies bei der Konstruktion und Kategorisierung ihrer Laufschuhe. Diese ist allerdings nicht bei allen Herstellern einheitlich. Bevor man sich für eine bestimmte Kategorie von Laufschuhen entscheiden, sollten man seinen Fußtyp bestimmen. Läufer mit Fußfehlstellungen haben zum Beispiel häufig einen Spreiz-Senkfuß und sollten einen Schuh mit geradem bzw. nur leicht gebogenem Leisten bevorzugen.

Ein einfacher Test kann bei der Bestimmung helfen:
Stelle dich mit einem nassen Fuß auf einen wassersaugenden Untergrund, der einen Fußabdruck zulässt. Vergleiche den Abdruck mit den Illustrationen.

                      Normalfuß Senkfuß Hohlfuß

Normalfuß:
Hat ein normales Fußgewölbe und hinterlässt einen Abdruck, der Vor-, Mittel- und Rückfußbereich sichtbar macht. Der Mittelfuß hinterlässt allerdings im medialen Bereich keinen Abdruck.
Fußbewegung: Der Normalfußläufer berührt beim Laufen zunächst mit der Außenseite des Rückfußbereichs den Boden. Dann knickt er leicht nach innen ab (Pronation), um den Aufprall des Fußes in der Stützphase aufzufangen.
Empfohlener Leisten: Leicht gebogen.
Empfohlene Schuhkategorie: Laufschuhe, die Stabilität bieten.

Senkfuß:
Hat ein niedriges Fußgewölbe und hinterlässt einen kompletten Fußabdruck. Der Abdruck ähnelt dem Abdruck einer Schuhsohle.
Fußbewegung: Senk-Spreizfüßler knicken nach der Landephase sehr stark nach innen ab (Überpronation). Das bedingt bei falscher Schuhauswahl oftmals Verletzungen.
Empfohlener Leisten: Gerade oder leicht gebogen.
Empfohlene Schuhkategorie: Laufschuhe, die Fehlstellungen korrigieren oder Stabilitätsschuhe mit festen Zwischensohlen und Pronationsstützen.
Mit dem Lacelock- Abschluss (vgl. Bindung Foto rechts) kann die fehlende Unterstützung im Mittelfuß verbessert werden.

Hohlfuß:
Hinterlässt nur im Vor- und Rückfußbereich einen deutlichen Abdruck.
Fußbewegung: Läufer mit Hohlfüßen knicken nach der Landephase überhaupt nicht nach innen ab (Unterpronation). Der natürliche Aufprallschutz des Fußes fehlt.
Empfohlener Leisten: Gebogen.
Empfohlenen Schuhkategorie: Schuhe mit guten Dämpfungseigenschaften und großer Flexibilität.
Läufern mit Hohlfuß, wird empfohlen nicht über Kreuz zu schnüren, hier schnürt man besser immer das übernächste Loch.

 

Es ist auch möglich Gummibänder mit normale Schnürung zu kombinieren. Möglich ist z.B. die ersten 3 Löcher im Vorderfuß Bereich mit normalen Schuhbänder zu schnüren, dann die nächste 3 mit Gummibänder. Einfach probieren und Experimentieren.

 

 

Der Überpronations-Hype Willem Konrad 08/2008

Glaubt man der Schuhindustrie, sind Millionen von Läufern krank. Sie leiden an Überpronation und fast 50 Prozent aller Laufschuhmodelle versprechen Abhilfe. Doch wann und wie sollte das übermäßige Einknicken des Sprunggelenks überhaupt therapiert werden?

Die Überpronation wird verantwortlich gemacht für zahlreiche orthopädische Probleme bei Läufern und Triathleten. Angefangen bei Knie- über Achilles- bis hin zu Schienbeinproblemen. Verhindern sollen das spezielle Stützen, die hauptsächlich an den Innenseiten der Schuhe eingearbeitet sind und die Abrollbewegung des Fußes auf das natürliche Bewegungsausmaß bremsen. Diese passive Intervention in die Laufbewegung galt besonders in den 90er-Jahren als Schlüssel zum gesunden Laufen.

Unscharfe Grenze zum Anormalen

Beachtung erfährt bei der Beurteilung der Pronation nur ein Teil des komplexen Bewegungsablaufs: die Eindrehbewegung des Fersenbeins. Mit Hilfe von auf der Haut angebrachten Messpunkten werden Winkel definiert, die das Maß des Einknickens im Sprunggelenk quantifizierbar machen. Eine feste Grenze zur Unterscheidung der Überpronation von einer Normalpronation ist nicht möglich. Dr. Stefan Grau, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Abteilung für Sportmedizin der Universität Tübingen, kritisiert, die fehlende Abgrenzung spiegle sich auch in der praktischen Anwendung wider. Im Laufschuhverkauf würden heute individuelle und willkürliche Grenzen in der Klassifizierung der Pronationsbewegung gezogen und entsprechend beraten.

Tatsächlich ist sich die Wissenschaft bis heute nicht sicher, ob und wenn ja, ab wann das Einknicken im Sprunggelenk überhaupt krankhaft ist und welche orthopädischen Probleme eindeutig auf die Überpronation zurückzuführen sind. Im Gegenteil scheinen die traditionellen Schuhkonstruktionen das Symptom zwar einigermaßen in den Griff zu bekommen, nach aktuellen Studien scheinen die Eingriffe in die Pronationsbewegung die Probleme aber eher noch verstärken – oder sie lassen sie überhaupt erst entstehen. Die derzeit noch bestehende Tendenz zur „Überkorrektur“ der Pronationsbewegung müsse sehr kritisch betrachtet werden, warnt Grau. Ein Mehr an Pronation bedeute nicht automatisch ein höheres Beschwerde- und Verletzungsrisiko im Laufsport.

Verweichlichte Zivilisations-Füße

Der zivilisierte Fuß, eingepfercht in enge unflexible Schuhe und seiner natürlichen Bewegungsfreiheit und damit seines täglichen Trainings beraubt, ist muskulär derart schlecht ausgestattet, dass seine eigenen Dämpfungssysteme (Fußlängs- und quergewölbe) unter dem Gewicht des Läufers kraftlos in sich zusammen sinken und im wahrsten Sinne des Wortes kollabieren. Mittelfristig führt der Weg zum gesunden und beschwerdefreien Laufen nur über die Schulung des Laufstils sowie die Kräftigung der Stütz- und Haltemuskulatur. Neben der biomechanischen Betrachtung der Laufbewegung gewinnt die sensomotorische zunehmend an Bedeutung. Wer seinen Körper immer wieder vor neue Herausforderungen stellt und seine Anpassungsfähigkeit an verschiedene Schuhe, Untergründe und Bewegungsmuster schult, hat Pronationsbeschwerden offenbar seltener zu befürchten. Nicht umsonst ist die Überpronation unter läuferisch gut ausgebildeten Athleten nur selten ein Problem.

Bodennah und möglichst neutral

Welcher Laufschuh im Einzelfall in Frage kommt, hängt von vielen Faktoren ab. Eine umfassende Beratung im Fachgeschäft und eventuell eine Bewegungsanalyse können wichtige Hinweise liefern. Prof. Frank Mayer, Ärztlicher Direktor am Institut für Sportmedizin und Prävention der Universität Potsdam, fasst die Anforderungen an einen modernen Laufschuh folgendermaßen zusammen: „Grundsätzlich scheint ein bodennaher, rückfußstabiler, vorfußflexibler und möglichst neutraler Laufschuh sinnvoll.“ Einem Laufsportler solle empfohlen werden, mehrere Modelle gleichzeitig zu verwenden. „Eine pauschale Einschränkung der Pronation ist nicht sinnvoll.“

Laufschuhe "So wenig Schaden wie möglich" J. R. 03/2011

Auch wenn Dr. Matthias Marquardts Kritik an der Laufschuh-Industrie heute weniger lautstark erscheint – seine Forderung nach der Rückkehr zum natürlichen Laufen bleibt bestehen. Der Arzt und Laufexperte über die Suche nach der besten Technik und dem idealen Schuh.

Herr Dr. Marquardt, beliebte Laufschuh-Modelle Anfang der 90er-Jahre waren groß, schwer und bequem wie amerikanische Straßenkreuzer. Wie sieht Ihr Traumschuh heute aus?
Er ist wohl fast das Gegenteil: schlank, flach, leicht und mit gutem Fahrbahnkontakt, um im Bild zu bleiben. Natürlich ist damit nicht gemeint, dass man jeden Stein durch die Sohle fühlen soll – Laufen soll ja nicht weh tun. Der moderne Laufschuh sollte die ihm ursprünglich zugedachte Funktion, nämlich den Fuß mechanisch und thermisch zu schützen, wahrnehmen. Er sollte auch ein gewisses Maß an Dämpfung leisten, denn unser Bewegungsapparat ist nicht für das Laufen auf befestigten Wegen oder Asphalt gemacht. Aber er muss flacher und schmaler sein als viele Modelle auch heute noch sind, damit die Hebelkräfte, die beim Aufsetzen und Abrollen des Fußes entstehen, reduziert werden. Nur so lässt sich die Gefahr mechanischer Überbeanspruchung wirksam verringern.

Eigentlich fühlten sich die Hightech-Schuhe vergangener Jahre doch ganz komfortabel an. Haben wir das Gefühl für die natürlichste aller Fortbewegungsarten verloren?
So schnell, wie sich unsere Tragegewohnheiten verändert haben, konnte sich unser Bewegungsapparat gar nicht anpassen. Schließlich kleben ja die hohen Absätze nicht seit Tausenden von Jahren unter unseren Füßen, sondern stammen aus den letzten paar Jahrhunderten und haben einen ganz praktischen Ursprung: Wer schon einmal geritten ist, weiß, dass der Absatz dort wichtig ist, weil der Fuß sonst ständig aus dem Steigbügel herausrutschen würde. Pferde haben den Alltag der Menschen damals geprägt, der Absatz war also weit verbreitet. Und hatte ein paar angenehme Neben-effekte: Ihr Träger wirkte größer, seine Beine länger, Gesäß und Brust wurden durch das leicht nach vorn kippende Becken betont. Damit wurde der Absatz für die Mode interessant, er prägt sie ja bis heute. Als dann vor einigen Jahrzehnten die ersten speziellen Laufschuhe für den breiten Markt entwickelt wurden, machte man den hohen Fersenaufbau weicher und nutzte ihn zur Dämpfung, was sich tatsächlich komfortabel anfühlt, aber auch unseren Laufstil vom Mittelfuß- zum Fersenläufer verändert hat.

Wird der Fuß dadurch anders belastet?
Ja, je höher der Absatz ist, desto mehr Gewicht lastet auf dem Vorfuß, der dafür eigentlich nicht gemacht ist. Das kann vor allem bei Menschen, die ohnehin zum Spreizfuß neigen, die Probleme verstärken.

Sie haben in den späten 90er-Jahren als einer der ersten und sehr plakativ den Verzicht auf aufwendige Dämpfungs- und Stütztechnologien gefordert. Hat sich das Bewusstsein in der Schuhindustrie und bei den Läufern seitdem verändert?
Manchmal sitze ich schon da und denke: Was da heute in der Schuhentwicklung passiert, habe ich doch schon vor zehn Jahren gesagt... Damals wollte das keiner hören. Doch, ich denke, es gibt schon eine Bewusstseinsänderung. Die natürliche Bewegung ist wieder ein bisschen in Mode gekommen und wurde vor allem durch die Schuhe der Free-Modellreihe der Firma Nike befördert. Durch sie wurde das Thema für eine breite Zielgruppe und auch für die Forschung interessant, die weiter nach Möglichkeiten sucht, wie sich Überlastungen und Verletzungen durchs Laufen vermeiden lassen. Nachdem die ganzen anderen biomechanischen Schuhkonzepte – retrospektiv betrachtet – gescheitert sind, liegen heute große Hoffnungen auf der Unterstützung eines natürlichen, aktiven Laufstils.

Sind Sie also mit der Entwicklung zufrieden?
Nein, noch lange nicht. Die Schuhindus-trie hat zwar vereinzelt reagiert, aber immer noch gibt es von vielen marktbestimmenden Herstellern keine mit dem Free-Modell von Nike vergleichbaren Konzepte für einen Barfuß-Schuh. Das finde ich schon erstaunlich! Stattdessen wurden Flops desselben Herstellers wie das Modell Shox, das nach einem Jahr ins Fashion-Segment degradiert wurde, nachgebaut. Es gibt zwar einen allgemeinen Trend zu einer Verringerung der Absatzüberhöhung, aber längst nicht flächendeckend, wie man das eigentlich erwarten sollte.

Wie wollen Sie der Industrie den Verzicht auf technische Gimmicks am Laufschuh schmackhaft machen?
Das ist ein unglaublich zäher Prozess. Die Käufer erwarten für ihr Geld ja etwas Besonderes. Ein technisch aufwendiges und innovativ daherkommendes Modell reizt mehr zum Kauf als der minimalistische -Gesundheitsschuh. Und die Industrie bemüht sich, dieses Bedürfnis zu bedienen.

Eine Anfang des Jahres veröffentlichte Studie amerikanischer Wissenschaftler hat gezeigt, dass Absatzhöhe und -breite handelsüblicher Laufschuhe in Knie- und Hüftgelenken größere Drehmomente erzeugen können als das Barfußlaufen – mit dem Risiko eines vorzeitigen Gelenkverschleißes. Solche Aussagen müssen die Sportler doch verunsichern.
Die Zuspitzung und Reduzierung auf die Aussage „Laufschuhe sind schlecht“, mit der viele Medien die Studie zitiert haben, hat natürlich für Aufsehen gesorgt. Doch was in den Untersuchungsergebnissen steckt, wusste schon der alte Archimedes: Dass nämlich mit der Verlängerung des Hebels die Kraft zunimmt, die der Läufer beim Aufsetzen und Abrollen des Fußes in seinen Gelenken erzeugt. Nur lässt sich ein gewisser Hebel gar nicht vermeiden, denn dass der Schuh breiter sein muss als der Fuß, liegt ja in der Natur der Sache, sonst passte man nicht rein. Wenn wir das nicht akzeptieren, müssen wir barfuß in den Wald zurück.

Die Rückbesinnung aufs Barfußlaufen haben Sie selbst einst gefordert.
Das war natürlich eine Zuspitzung. In der Praxis kann das Barfußlaufen nur eine Ergänzung zum normalen Training sein, im Trainingslager am Strand oder zum Abschluss auf dem Rasen des Sportplatzes. Die Grundidee ist aber richtig und sie wird wegen ihrer biomechanischen Vorteile bis heute immer wieder aufgegriffen: Ein aktiver Laufstil mit dem Vorfuß kann die körpereigenen Dämpfungssysteme nutzen, Stoßkräfte abfedern und den Rückfuß stabilisieren.

Viele Sportler hatten mit der Umstellung Probleme. Sie braucht Zeit und stellt besonders hohe Anforderungen an die Wadenmuskulatur und ihren Sehnenapparat. Ist diese Technik für jedermann geeignet?
Auch ich betrachte das nach zehn Jahren kritischer und unterrichte in meinen Seminaren und Laufschulungen heute ausschließlich einen Mittelfußlauf, der den Sportlern ein bisschen mehr Wandlungsfähigkeit gibt. Sie können so die positiven biomechanischen Effekte des aktiven Laufstils nutzen, bei dem sie das fußeigene Dämpfungssystem einsetzen, die Wadenmuskulatur vorspannen und damit Überbeweglichkeiten wie eine Überpronation verringern. Andererseits können sie ihr Körpergewicht durch den fersennäheren Aufsetzpunkt teilweise über den Fuß abfangen und nicht ausschließlich über die Muskulatur. Das führt vor allem auf längeren Strecken zu einer Entlastung. Aus meiner Sicht ist das der ideale Mittelweg.

Wie lange dauert es, diese Technik zu erlernen?
Da gibt es natürlich individuelle Unterschiede, aber der Aufwand ist deutlich geringer als für das Erlernen der Vorfußtechnik. Im Idealfall kann der Sportler das in den Trainingsprozess integrieren. Die technische Anleitung wird dabei unterstützt durch regelmäßiges Lauf-Abc, die Wahl flacherer Schuhe, die den Mittelfuß ganz automatisch aktivieren, sowie ein Barfuß-Auslaufen am Ende des Trainings. Im Schnitt dauert es drei bis sechs Monate, bis sich die positiven Effekte zu einer relativ stabilen und belastbaren neuen Lauftechnik addieren.
Wer also jetzt damit beginnt, kann seinen Herbstmarathon schon in der neuen Mittelfußtechnik durchlaufen?
Das halte ich durchaus für realistisch, wenn man die Technik korrekt erlernt und mit dem richtigen Schuh fleißig trainiert.

Und wie findet man diesen richtigen Laufschuh?
An seinen Laufschuh stellt der Sportler heute größte Ansprüche. Der Schuh soll alle Probleme lösen: Mein Knie tut weh? Dann muss eine bessere Dämpfung her. Schienbeinkanten-Syndrom? Die Pronationsstützen werdens richten. Ich bin zu langsam? Da gibt es doch spezielle Sohlensysteme. Solche und ähnliche Erwartungen höre ich immer wieder. Meine Antwort: Der Schuh kann euch niemals besser machen, als ihr barfuß seid. Er bedeutet zusätzliches Gewicht, schränkt die Beweglichkeit ein – und kann eben nicht vor Überlastung und Verletzungen schützen, weil er sämtliche Hebelkräfte vergrößert. Richtigerweise muss die Erwartung an einen Schuh deshalb lauten: Er soll so wenig Schaden anrichten wie möglich. Ich weiß, das hört sich nicht sehr charmant an, ist aber rein sachlich die richtige Aussage. Deshalb kommt der Schuhauswahl eine besonders große Bedeutung zu.

Was sind dabei die wichtigsten Fragen?
An erster Stelle steht die korrekte Bestimmung des Stützbedarfs: Bin ich Pronierer oder Supinierer? Brauche ich eine Stütze auf der Innen- oder der Außenseite? Wie viel Stabilität benötige ich? Diese Fragen sind sehr wichtig, denn eine Korrektur in die falsche Richtung würde die Situ-ation wesentlich verschlechtern. Und dafür reicht es nicht aus, sich allein das Fußgewölbe im Stand anzuschauen. Auch Menschen mit einem schwachen, nach innen einsinkenden Gewölbe können ja O-Beine haben und werden beim Laufen über die Fußaußenkante schieben. Es ist also wichtig, die gesamte Beinachse in der Bewegung zu beurteilen – so etwas können gute Schuhverkäufer oder speziell geschulte Biomechaniker. Weitere wichtige Kriterien sind eine geringe Bauhöhe und Sprengung bei angemessener Dämpfung. Sind die für mein Körpergewicht ausgelegt, entsprechen sie meinem Lauftempo? Und schließlich sind Passform und Komfort wichtig, ich will mich ja in meinem Schuh wohlfühlen. Es ist übrigens immer eine gute Idee, die gebrauchten Schuhe zum Händler mitzubringen, an ihrem Verschleißmuster lässt sich eine Menge ablesen.

Und die häufigsten Fehler?
Viele Triathleten wählen einen zu schweren Schuh. Wer schon im Training mit einem Kilometerschnitt zwischen vier und fünf Minuten recht zügig unterwegs ist, sollte sich keine Boote an die Füße schnallen, sondern darauf achten, dass er einen leichten, möglichst flexiblen und direkten Schuh trägt. Aber auch langsamere, schwerere Läufer brauchen in aller Regel keine Laufschuhe des Modells „amerikanischer Straßenkreuzer“.

 

Laufschuhstress an der Achillessehne

 

Einlagen: Darauf muss geachtet werden.
Tagtäglich sperren wir unsere Füße in lederne Zwangsjacken. Schuhe genannt, welche die Zehen quetschen, das Fußgewölbe einengen und die Muskulatur verkümmern lassen. Wenn wir diesen Füßen dann eine Extrembelastung zumuten, beispielsweise einen längeren Lauf, wird die Belastungsgrenze der Füße leicht überschritten. Da helfen oft nur noch orthopädische Einlagen, welche die Fehlstatik der Füße bis zu einem gewissen Grad korrigieren. Über die Bedürfnisse einer Einlage muss der Arzt entscheiden. Für den Läufer (und den Laufschuh) eignen sich langsohlige Einlagen am besten. Kurze Einlagen würden beim Laufen verrutschen und ggf. zu Druckstellen und Blasen führen. Beim Einpassen der Einlagen ist zunächst das Fußbett des Laufschuhs zu entfernen, sonst schwimmen Einlage und Fuß auf der instabilen Schaumstoffbettung, und außerdem wird der Schuh zu eng.
Während heute noch für Konfektionsschuhe ein Kork-Leder-Aufbau verwendet wird, haben sich in letzter Zeit vor allem im Sport Kunststoffeinlagen durchgesetzt, die sehr viel leichter sind. Für stabile Sporteinlagen (z.B.: beim Knickfuß notwendig), die in Schalenbauweise gefertigt werden, ist als Gerüst thermoplastisches Material geeignet. Sollen die Einlagen flexibel sein und auch dämpfen, wird in der Regel EVA (Ethylvinylacetat) verwendet, dasselbe Material wie in den Zwischensohlen der meisten Laufschuhe. Die Oberfläche der Einlagen muss mit einem hautfreundlichen strapazierfähigen Material überzogen sein.
Nicht jeder Läufer benötigt eine Einlage, aber er sollte trotzdem an seine Füße denken und vorsorgen. Das heißt vor allem:

- Auf Schuhe achten, die in Länge, Weite und Leistenform ideal passen.
- Ein Beweglichkeitstraining für Füße und Zehen und
- Kräftigungsübungen regelmäßig durchführen.


Bei deutlichen Gewölbeveränderungen ist jedoch darüber hinaus die Einlagenversorgung unumgänglich, um den Fuß für die Mehrbelastung beim Laufen zu wappnen. Die Einlagen sollten allerdings nur dort korrigieren, wo Fehlstellungen zu finden sind.
Tagtäglich werden unsere Füße viele tausend Mal getreten, gepflegt werden sie jedoch nur selten. Offenbar nimmt das Interesse am eigenen Körper vom Kopf an ab. Nur so ist zu verstehen, dass viele Sportler Probleme mit den Füßen haben, denen auf einfache Weise vorgebeugt werden könnte.

Barfuß im Schuh
Gerade im Sommerhalbjahr läuft der eine oder andere gerne mal barfuß im Schuh, vor allem bei Wettkämpfen (Tipp: Etwas Puder in die Schuhe geben, das hilft schneller mit nassem Fuß in den Schuh zu kommen und eventuelle Blasen vom Laufen sind dann auch kleiner). Das Feeling ist ein anderes, der Bodenkontakt scheint unmittelbarer zu sein als mit Socken, und man fühlt sich schneller. Alles soweit kein Problem, wäre da nicht die Hygiene. Kleinste Hautstückchen werden beim Laufen abgerieben und machen den Schuh zur Stinkbombe, wenn man nicht vorsorgt: Nehme unbedingt nach jedem Lauf die Innensohle heraus und wasche sie ab. Mit etwas Seife und einer kleinen Bürste dauert dies nur wenige Minuten, abspülen, fertig. Lass die Einlagen allerdings nicht in der Sonne Trocknen, das schadet dem Sohlenmaterial.

Trainingsschuhe
Trainingsschuhe haben eine starke profilierte Außensohle. Sie verfügen über eine mediale Stütze und /oder eine Zwischensohle in zwei Härtgraden. Das Obermaterial ist zumeist wasserabweisend, mit speziellem Schutz im Zehenbereich sowie verstärkten Nähten. Solche Laufschuhe sind für die geeignet, die abseits befestigter Wege laufen wolle.

Für die richtige Wahl die alten Laufschuhe zum Neukauf mitnehmen. Wer mehrfach in der Woche läuft, sollte sich mindestens ein zweites Paar Laufschuhe zulegen. Manche Experten empfehlen, dabei auf jeden Fall die Schuhe eines anderen Herstellers zu wählen, um die Füße unterschiedlich zu belasten.

Trailschuhe – Winterreifen für die Füße

Natürlich kann man sich auch mit ganz „normalen“ Laufschuhen den Weg durch die Winterlandschaft bahnen. Ein hohes Maß an Halt und Schutz vor der Kälte bieten dabei vor allem Trailschuhe. Durch ihr tieferes Profil gewährleisten diese Schuhe besseren Halt bei schwierigem Untergrund. Zudem bieten Trailschuhe einen besseren Schutz vor Nässe und Kälte.


Wettkampfschuhe
Schaut man an der Startlinie eines Marathonlaufs auf die Füße der Läufer, erkennt man schnell, dass noch immer viele Läufer dem Irrglauben nachhängen: Je leichter der Schuh, desto schneller die Endzeit. Schuld sind unter anderem Studien aus den USA, bei denen herauskam, dass schon 30 Gramm weniger Gewicht am Laufschuh eine Sekunde pro Meile ausmachen. Rechnet man das unterschiedliche Gewicht von herkömmlichen Trainings- und Wettkampfschuhen gegeneinander auf die Marathon-Distanz hoch, kommen schnell Minuten an Zeitdifferenz zusammen.
Doch Vorsicht ist geboten, denn Wettkampfschuhe haben zwar ein geringeres Gewicht, bieten aber - und das ist ihr entscheidender Nachteil - wenig Stabilität und Dämpfung. Denn Gewicht kann nur auf Kosten der Funktionalität gespart werden. Stabilität und Dämpfung sind aber auch in einem Wettkampf für die meisten Läufer unabdingbar. Grundsätzlich gilt deshalb: Je höher das Leistungsvermögen, je leichter der Körperbau, je effektiver der Laufstil und je kürzer die Wettkampfdistanz, desto geringer darf das Gewicht des Wettkampfschuhs sein. Und umgedreht bedeutet dies: Je weniger ambitioniert und schwerer der Läufer, je uneffektiver der Laufstil und je länger die Distanz, desto mehr Stabilität und Dämpfung muss ein Wettkampfschuh bieten.
Wenn man 10 Kilometer nicht unter 40 Minuten (Frauen unter 45 Minuten) und den Marathon nicht unter 3 Stunden läuft (Frauen unter 3:30 Stunden) und über 70 Kilogramm wiegt (Frauen 63 Kilogramm), sollte man keine Wettkampfschuhe tragen. Ganz bestimmt nicht, wenn man, egal wie leicht und schnell, irgendeine Art von Fußfehlstellung aufweist.
Die Alternativen sind vielfältig. Jeder Laufschuhhersteller bietet heute eine Palette von leichten Trainingsschuhen an, die bei relativ geringem Gewicht meist auch noch eine mediale Stütze und ansprechende Dämpfung bieten. Wenn man Wettkampfeinsteiger und/oder besonders schwergewichtig ist (über 90 Kilogramm), sollte der Wettkampf unbedingt mit ganz normalen Trainingsschuhen bestritten werden.

 

 

   Wann ist es Zeit für neue Laufschuhe?

 

Für Anfänger und Geübte: Beratung beim Laufschuhkauf ist wichtig Berliner Woche 08/2017

Am besten wird auf einem Laufband geschaut, ob ein Läufer im Sprunggelenk in eine bestimmte Richtung ungewöhnlich stark abknickt. Darauf weist Physiker und Biomechaniker Prof. Ewald Hennig von der Universität Duisburg-Essen hin. Er untersucht seit vielen Jahren Laufschuhe aller Preisklassen, beispielsweise seit Mitte der 1980er Jahre für die Stiftung Warentest. "Gibt es keine Auffälligkeiten, ist oft ein sogenannter Neutralschuh eine gute Lösung. Bei anderen Kunden könnten dagegen Schuhe die richtige Wahl sein, die den Fuß innen mehr unterstützen."

Zwar gibt es jedes Jahr neue Laufschuhe, aber im Grunde seien sie "ausentwickelt". Grundsätzlich verändere sich beim Aufbau nicht mehr viel, erklärt Hennig. "Wo ich noch Luft nach oben sehe, ist beim Komfort." Neu entwickelte Laufschuhe werden in der Regel immer leichter, Stabilität und Funktion bleiben. Und die Ideologien wechseln regelmäßig: "Vor ein paar Jahren wurde gesagt, ein Schuh dürfe nicht zu sehr dämpfen, dann verlasse sich der Körper zu sehr auf den Schuh, so dass die schützende Muskulatur verkümmert."

Daraus entwickelten sich der Trend zum "natural running" und somit auch die sogenannten Barfußschuhe. Die sollten den Fuß vor Verletzungen schützen. Das hält er im Grunde für kein schlechtes Konzept. Ein Problem gibt es damit aber: "Jeder Anfänger dachte, er muss das haben und bekam dann Probleme etwa mit der Achillessehne oder mit den Knien. Mit der Einführung dieser Minimalschuhe nahm die Zahl der Verletzungen zu." Für geübte Läufer mit einer gut ausgebildeten Muskulatur hält Hennig diese Laufschuhe allerdings durchaus für geeignet.

Insgesamt beobachtet Hennig, dass viele Laufschuhe nicht wegen ihrer guten Eigenschaften fürs Laufen gekauft werden, sondern wegen des Namens und des Aussehens. Nur 20 Prozent werden dann auch wirklich beim Joggen benutzt. "Ich habe beobachtet, das Frauen oft Männerlaufschuhe kaufen, weil sie glauben, dass diese besser sind. Und tatsächlich haben nur die großen Firmen eigene Frauenleisten."

Tipp: Laufschuhkauf

 

Man hat gerade einen erfrischenden Lauf durch die Frühlingssonne hinter sich gebracht und fühlt sich rundum wohl. Doch die Schuhe können Bände erzählen, von den aufgeweichten Böden, dem Matsch und den nassen Wiesen, durch die man hindurch musste. Während man den Schmutz unter der Dusche innerhalb von Sekunden abwäscht, haben die Schuhe wesentlich länger mit Feuchtigkeit und Dreck zu kämpfen. Denn unter solchen Bedingungen heften sich schnell Sporen, Pilze und Bakterien an die Fersen und bilden am Ende einen unerwünschten Faulpelz in und auf dem Schuhwerk. Außerdem tragen Schmutz und Schweiß dazu bei, dass sie irgendwann anfangen schlecht zu riechen und nicht zuletzt, mit einem gut gepflegten Laufschuh wird die Gefahr einer Fußpilzinfektion vermindert.

Schuhe putzen, aber wie?
Laufschuhe sollten generell nach jedem Training in einem trockenen sowie gut belüfteten Raum gelagert werden. Dabei dürfen sie aber keinesfalls zu großer Hitze ausgesetzt werden! Der direkte Kontakt mit einer Heizung oder das Trocknen an einem Ofen sind absolut tabu, da dies der Lebensdauer der Laufschuhe genauso abträglich ist wie direkte Sonneneinstrahlung oder eine lange Lagerung im Auto bei hochsommerlichen Temperaturen. Als Folge davon kann sich zum Beispiel das Klebematerial ablösen, mit dem die Zwischen- und Außensohle sowie der Schaft verklebt sind. Plane daher im Winter lieber einen Tag mehr für das Trocknen der Schuhe ein. Somit wird übrigens auch eine weitere Bedeutung einer ausreichenden Anzahl an Laufschuhen deutlich.

Pro Handreinigung
Leichte Verschmutzungen – auch auf dem synthetischen Obermaterial – lassen sich meist ganz gut mit etwas kaltem oder lauwarmem Wasser, einer Bürste und einem Schwamm entfernen. Verzichte bewusst auf den Einsatz von Seife oder sonstigen Reinigungsmitteln, da diese den Schuh nur unnötig angreifen. Die ungewollte Folge könnte eine brüchige Sohle sowie ein poröses Obermaterial sein. Sind die Schuhe auf Grund witterungsbedingter Umstände stärker verschmutzt, empfiehlt sich folgende Vorgehensweise: Unter dem Einsatz von lauwarmem Wasser, einer Bürste und einem Spültuch entferne zunächst grobe Verschmutzungen. Anschließend reibe die Schuhe mit einem alten Handtuch ab. Um die Schuhe nun von der starken Feuchtigkeit zu befreien, sollten diese mit Zeitungspapier ausstopft werden, wobei zuvor die Einlegesohlen beziehungsweise Einlagen herausgenommen werden. Je nachdem, wie stark die Schuhe durchnässt sind, wechsle das Papier von Zeit zu Zeit. Bei sehr starker Nässe kann der erste Wechsel bereits nach einer Stunde erfolgen. Nachdem der Großteil der Nässe aus den Schuhen herausgesogen wurde, lasse die Restfeuchtigkeit bei Zimmertemperatur austrocknen. Es kann bis zu drei Tagen dauern, ehe die Laufschuhe vollkommen trocken sind! Achte in jedem Fall darauf, sie nicht zu früh wieder in Gebrauch zu nehmen. Tipp: Lege speziell für das Training bei schlechtem Wetter einen Trailschuh an, da dieser nicht so schmutzempfindlich ist.
Unproblematisch gestaltet sich übrigens die Reinigung der Einlagen oder Einlegesohlen, da man diese ruhig richtig schrubben kann. Vorsicht ist jedoch geboten, sofern die Einlagen auf der Unterseite eine spezielle Lederschicht aufweisen, da diese bei zu starkem Reinigungseinsatz Schaden nehmen könnte. Ganz egal ob Einlage oder Einlegesohle: Bei der abschließenden Trocknung sollte sich diese auf keinen Fall verbiegen oder wellen. In einem solchen Fall darf nicht am falschen Ende gespart werden und ein Paar neue Einlegesohlen sollten im Fachgeschäft nachgekauft werden.

Contra Waschmaschine
Von einer Reinigung der Laufschuhe in der Waschmaschine ist eindringlich abzuraten! Hauptgründe dafür sind die in der Maschine entstehende Wärme und das Waschmittel – eine Kombination, die sich negativ auf die Lebensdauer der Schuhe auswirkt. Zudem dürften mögliche Garantieansprüche bei Hersteller und Händler sehr problematisch sein, da im Schadensfall kaum mehr überprüft werden kann, bei welcher Temperatur und mit welchem Waschmittel der Schuh gewaschen wurde. Vor allem hohe Temperaturen ab 45°C können dazu führen, dass sich der Heißkleber wieder verflüssigt, wodurch sich letztendlich die Sohle beziehungsweise Teile davon ablösen. Besonders gefährdet ist dabei das Herzstück des Schuhs: die Zwischensohle. Deren Weichmacher verliert durch die starke Hitze an Elastizität. Die Folge sind harte und spröde Zwischensohlen, die ihre Funktion einbüßen. Häufiges Waschen in der Maschine zieht zudem – auf Grund der oftmals aggressiven Waschmittel – unweigerlich einen höheren Verschleiß aller synthetischer Komponenten des Schafts, Futters sowie der Innensohle nach sich.

Auch ein gelegentliches und bequemes Waschen von Laufschuhen in der Maschine bei 30°C mit einem sehr sanften Waschmittel ist nicht zu empfehlen, denn auch bei diesem Vorgang kann der Heißkleber eventuell Ablösungserscheinungen zeigen.
Im Übrigen hält der gut sortierte Sportfachhandel spezielle Schuhdeos und -puder bereit, die nicht nur für einen angenehmen Geruch im Schuh sorgen, sondern vielmehr so mancher Infektion vorbeugen, da sie eine antibakterielle Wirkung besitzen und somit zur allgemeinen Verbesserung des Laufschuhklimas beitragen. In diesem Sinne – eine saubere Sache!

10 Tipps zur Laufschuhpflege

  • Schuhe nach jedem Lauf in gut belüftetem Raum lagern
  • Laufschuhe gehören nicht in die Waschmaschine und in den Trockner
  • Laufschuhe von Hand mit kaltem Wasser säubern
  • Keine Seife oder Reinigungsmittel benutzen
  • Nasse Laufschuhe mit Zeitungspapier ausstopfen
  • Schuhe nie bei starker Hitze (Sonne, Heizung etc.) trocknen lassen
  • Schuhe vor erneutem Gebrauch ausreichend lange trocknen lassen
  • Bei ganz schlechtem Wetter können Trailschuhe zum Laufen geeigneter sein
  • Von Zeit zu Zeit ist der Einsatz von Schuhdeos und -puder sinnvoll
  • Ist die Außensohle abgelaufen, wird’s Zeit für einen neuen Schuh

 

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